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Gründer in guten Händen

Posted By Patrick Hagen On 18. Oktober 2006 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Viele Technologieparks und Gründerzentren machen Köln attraktiv für Start-ups. Das nutzen auch Biotech-Unternehmen

VON Patrick Hagen Auf die erste Gründung in seinem Haus ist Heinz Bettmann besonders stolz. Der Geschäftsführer des Rechtsrheinischen Technologie- und Gründerzentrums (RTZ) spricht gern über die Firma Amaxa, deren Startphase er betreute. Das Biotech-Start-up hatte sich 1999 als erstes Unternehmen im RTZ angesiedelt. „Leider hatten wir Amaxa nur zwei Jahre bei uns.“ Die Firma war auf 85 Mitarbeiter angewachsen und zog aus dem zu klein gewordenen RTZ in den Biocampus Cologne. Das Unternehmen überstand die Kapitalmarktkrise 2001 und schreibt seit zwei Jahren schwarze Zahlen. Mittlerweile unterhält Amaxa auch eine Dependance in den USA.

Gründer von Biotechnologie-Unternehmen finden in Köln gute Bedingungen. Eine Vielzahl von Initiativen und Vereinen erleichtert Neueinsteigern die Vernetzung und bietet Unterstützung bei Genehmigungsverfahren und Kapitalbeschaffung. Auch an Gewerbeflächen für Start-ups herrscht kein Mangel. Biotech-Unternehmen können in einem der zehn Gründerzentren und Technologieparks günstige Büros und Laborflächen anmieten. Speziell auf Biotechnologie ausgerichtet sind der Biocampus in Bocklemünd und die Biofactory in Kalk, die ganz oder zu Teilen der Sparkasse Köln-Bonn gehören. „Wir stellen den Unternehmen auf Wunsch voll eingerichtete Labors zur Verfügung“, sagt RTZ-Geschäftsführer Bettmann. Auf dem Gelände einer ehemaligen Batteriefabrik im rechtsrheinischen Kalk bietet das RTZ angehenden Unternehmern nicht nur Räume, sondern begleitet sie von der Gründungsidee und den Businessplan über die Anfangsphase hinaus. „Wir betreuen die Unternehmen nach dem Start weiter“, sagt Bettmann. Der Zeitraum ist allerdings begrenzt. Nach spätestens fünf Jahren müssen die Unternehmen Platz machen für den Nachwuchs. „Wir versuchen aber, die Firmen in Köln zu halten“, sagt der Geschäftsführer. Neben Biotech-Firmen unterstützt das Zentrum vor allem Software-Entwickler und IT-Firmen. Am RTZ sind die Stadt und die Sparkasse Köln-Bonn beteiligt.

Die Sparkasse ist neben der Immobiliengruppe Lammerting der größte Anbieter von Büroflächen in Technologiezentren in Köln. Neuen Biotech-Unternehmen bietet sie mit dem Verein Biopartners ein eigenes Netzwerk. „Gründer brauchen viel Unterstützung“, sagt Norbert Günnewig, Direktor der Sparkasse Köln-Bonn und zuständig für Existenzgründung, Technologie und Wirtschaftsförderung. „Biopartners bündelt unsere Angebote für Gründer und etablierte Unternehmen in der Biotechnologie.“

Die Branche spürt wieder Aufwind. „Seit Anfang des Jahres haben wir eine neue Aufbruchstimmung“, sagt Franz Buschky, geschäftsführender Vorstand von Biocologne, einem weiteren Netzwerk Kölner Biotech-Firmen, das von der Stadt und dem RTZ unterstützt wird. „Es gibt Neuansiedlungen und Neugründungen.“ Das bestätigt Bettmann vom RTZ. Drei Unternehmen der Branche seien dieses Jahr neu dazugekommen. Insgesamt seien jetzt sieben Biotech-Unternehmen im RTZ angesiedelt. „So viele hatten wir noch nie“, sagt Bettmann.

In Köln und Umgebung sind etwa 40 Biotech-Unternehmen aktiv. Sie beschäftigen zusammen rund 1800 Mitarbeiter. Mit Milteny sitzt ein Vorzeigeunternehmen der Branche im benachbarten Bergisch-Gladbach. Die Region sei ein guter Standort für Biotech-Unternehmen, sagt Buschky von Biocologne. Das liege an den vielen Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen in räumlicher Nähe. Dazu gehören die Max-Planck-Institute für Züchtungsforschung und für Neurologische Forschung. Der Chemie- und Pharmagürtel um Köln bietet einen zusätzlichen Anreiz für Biotech-Unternehmen.

Auch die große Krise der Biotechnologie nach dem Kapitalmarktcrash 2001 ist in Köln nach Angaben von Buschky weniger schlimm ausgefallen als anderswo. „Nur wenige Firmen haben die Krise nicht überlebt.“

Nicht nur auf Biotechnologie ausgelegt ist der Technologiepark Köln in Braunsfeld. „Wichtig ist der Branchenmix, der sorgt für eine hohe Stabilität in der Vermietung“, sagt Sprecher Ulrich Becher. Gesellschafter sind die Immobiliengruppe Lammerting, die Stadt Köln und die Kölner Bank. Dieses Jahr feiert das Gelände im Kölner Westen sein 20-jähriges Jubiläum. Ein wichtiger Bestandteil des Technologieparks ist das Gründer- und Innovationszentrum (GIZ). „Wir helfen Gründern vom Businessplan über Marketing bis zur Produktentwicklung“, sagt Becher. Ein Vorteil sei dabei die langjährige Erfahrung des GIZ. Seit der Eröffnung sind hier nach Angaben Bechers 370 Firmen gestartet, elf allein in diesem Jahr. Bislang habe es nur zwei Insolvenzen gegeben. Auf dem Gelände sitzen etwa 300 Firmen mit ungefähr 6000 Beschäftigten.

Der Park bietet Mitarbeitern eine gute Infrastruktur. Es gibt eine Bank, eine Reinigung und sogar einen Frisör. Eine eigene S-Bahn-Haltestelle sorgt für gute Verkehrsanbindungen zum Hauptbahnhof oder zum Flughafen. Auch große internationale Unternehmen finden ihren Platz. Mercedes-Benz unterhält seit dem Frühjahr ein neues Autohaus im Technologiezentrum Köln.

Zitat:

“ „Gründer brauchen viel Unterstützung“ “ – Norbert Günnewig, Sparkasse Köln-Bonn –

Bild(er):

Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender von DaimlerChrysler, spricht beim Festakt zur Eröffnung des Mercedes-Benz Centers im März 2006. Das neue Gebäude steht im Technologiepark Köln – DaimlerChrysler

Quelle: Financial Times Deutschland


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