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Mitsui buhlt um deutsche Firmen

Posted By Herbert Fromme On 9. Januar 2007 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Japanischer Versicherer strebt auf hiesigen Industrie-Markt · Konzerngewinne locken neue Anbieter an

Von Herbert Fromme, Düsseldorf Der japanische Versicherungskonzern Mitsui Sumitomo Insurance (MSI) bietet deutschen Unternehmen ab sofort Versicherungsschutz. Das Unternehmen liegt zusammen mit Tokio Marine gleichauf an der Spitze des japanischen Marktes. In Düsseldorf unterhält das Unternehmen seit 1958 eine Niederlassung. Allerdings ist sie bisher nur für japanische Konzerne und ihre europäischen Töchter tätig, die größten Kunden sind Sony, NEC und Toyota.

Künftig zielt MSI auch auf deutsche Unternehmen ab 50 Mio. Euro Umsatz. „Wir wollen das langfristig betreiben“, sagte Masahiro Matsumoto, Chef der Mitsui Sumitomo Europe in London, gestern vor der Presse. Es gehe nicht um kurzfristigen Gewinn. Als Chef des Deutschlandgeschäfts stellte MSI den früheren Gerling-Manager Reiner Gleiss ein. Er kennt das japanische Unternehmen gut. Unter einem Servicevertrag war Gleiss im Auftrag von Gerling schon seit 2004 Hauptbevollmächtigter von MSI.

Mitsui Sumitomo ist nicht der einzige Versicherer, der auf den deutschen Industrieversicherungsmarkt strebt. Spaniens Marktführer Mapfre hat Ex-Gerling-Mann Ulrich Stürmer eingestellt und ein Büro eröffnet. Der australische Versicherer QBE hat zum 1. Januar 2007 den Geschäftsbetrieb in Deutschland aufgenommen.

Die Versicherung deutscher Unternehmen war in den vergangenen drei Jahren hoch profitabel, nachdem sie vor allem in der zweiten Hälfte der neunziger Jahren fast nur rote Zahlen produziert und zum Exodus zahlreicher Gesellschaften aus dem Markt geführt hatte.

Die hohen Gewinne locken neue Marktteilnehmer an. Zwar ist die Preisentwicklung bereits umgeschlagen – die Industrie kann ihren Versicherungsschutz in den meisten Fällen heute deutlich billiger einkaufen als vor zwei oder drei Jahren. Aber die neuen Anbieter kommen trotzdem, weil sie sich langfristige Chancen durch die Umstrukturierung der Branche ausrechnen.

Durch die Übernahme von Gerling durch Talanx/HDI gibt es Bedarf für zusätzliche Anbieter, glauben die Manager. Denn die Industrie sucht die Streuung ihrer Risiken, auch bei der Auswahl der Versicherer. Da kommen Gesellschaften mit gutem Rating wie Mitsui Sumitomo, die von Standard & Poor’s mit „AA-“ bewertet wird, den Einkäufern der Großindustrie gerade recht. „Je mehr, desto besser“, sagte Ralf Oelßner, Versicherungschef der Lufthansa und Vorsitzender des Deutschen Versicherungs-Schutzverbandes, der Lobbyorganisation der deutschen Industrie in Versicherungsfragen.

Noch sind die neuen Anbieter keine echte Alternative zu Allianz Global Corporate & Specialty oder Talanx mit seinen Töchtern HDI und Gerling. „Wir streben an, in vier Jahren 1,5 Prozent Marktanteil oder rund 100 Mio. Euro Jahresprämie zu erreichen“, sagte Deutschlandchef Gleiss. Zum Vergleich: Marktführer HDI Gerling hat zur Zeit ein Industrieversicherungseinkommen von rund 2,5 Mrd. Euro.

MSI sehe sich zunächst vor allem als Mitversicherer in Konsortien, könne aber in zwei, drei Jahren Führungsmandate übernehmen, sagte Gleiss. „Schon heute können wir asiatische Versicherungsprogramme entwickeln, die wir in ein Gesamtprogramm für einen deutschen Konzern einbringen.“ Das Unternehmen will die industrielle Sach- und Haftpflichtversicherung sowie Transportdeckungen anbieten.

Der Versicherer ist 2001 aus der Fusion der Mitsui Marine and Fire mit der Sumitomo Marine and Fire hervorgegangen und wies im Geschäftsjahr 2005/2006, das im März 2006 endete, Bruttoprämien von 11,7 Mrd. Euro auf.

Weltweit hat MSI Niederlassungen in 38 Ländern, unter anderem gehört ein Lloyd’s-Syndikat zur Gruppe. In Japan gab es jüngst heftigen Krach mit der heimischen Finanzaufsicht. Sie bestrafte MSI und andere Versicherer wegen der Nichtzahlung berechtigter Ansprüche von Versicherten im Privatkundengeschäft. Dem Ansehen in der Industriekundschaft habe das nicht geschadet, hieß es bei MSI.

Bild(er):

Trotz Großschäden, wie nach diesem Feuer am 22. Juni 2006 bei ThyssenKrupp in Krefeld, verdienen die deutschen Industrieversicherer immer noch viel Geld – ddp/Henning Kaiser

www.ftd.de/Japan

www.ftd.de/Japan

Industrieversicherung im Fokus

Quelle: Financial Times Deutschland


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