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Allianz-Vertreter verlieren Autoverträge

Posted By Herbert Fromme On 20. Februar 2007 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Gesamtstückzahl des Konzerns steigt aber · Konzern setzt Absatz von Bankangeboten mit starkem Druck durch

VON Herbert Fromme, Köln,und Angela Maier, Frankfurt Die Allianz-Vertreter haben in der Autoversicherung deutlich Volumen verloren. Nach FTD-Informationen mussten sie ein Minus von netto 90 000 Fahrzeugen im Wechslergeschäft zur Jahreswende 2006/2007 hinnehmen. Das Unternehmen bestätigte die Zahl. Jedes Jahr wechseln mehrere Millionen Autofahrer den Versicherer, meistens zum Jahresende.

Dennoch konnte die Allianz die Gesamtzahl der versicherten Fahrzeuge leicht steigern. Dazu trug vor allem der Verkauf über das Internet bei. Über Allianz 24 sind jetzt rund 60 000 Fahrzeuge versichert, im Vorjahr waren es erst rund 7000. Auch der Vertrieb über die Dresdner Bank, über Makler und über Kooperationsverträge mit Autoherstellern – vor allem VW – wirkte sich positiv aus.

„Insgesamt können wir einen leichten Anstieg in der Zahl der versicherten Fahrzeuge feststellen“, sagte ein Sprecher. Zuletzt hatte die Allianz in Deutschland 8,9 Millionen Fahrzeuge versichert. Trotzdem dürfte der Abstand zum Marktzweiten kleiner geworden sein. Die HUK Coburg weist nach Angaben aus Marktkreisen einen Nettozuwachs von deutlich mehr als 100 000 versicherten Fahrzeugen auf. Der Versicherer wollte dazu nicht Stellung nehmen. Zuletzt hatte er 7,5 Millionen versicherte Fahrzeuge gemeldet.

Die Allianz hatte 2006 alle Vertriebe, die vorher Teil der operativen Versicherer waren, in eine separate Gesellschaft überführt. „Der Autotarif, der von der Allianz-Versicherung kam, war schwer zu verkaufen“, sagte ein Manager aus der neuen Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG. Das sieht Karl-Walter Gutberlet, Vorstand der Allianz Versicherung, anders. Das leichte Wachstum im Bestand habe das Unternehmen durch eine „erfolgreiche Produkt- und Vertriebswegestrategie“ erreicht. Die Allianz habe eine stabile Preispolitik verfolgt, die ein auskömmliches Ergebnis ermöglichte, sagte er.

Auch der Vertrieb von Bankprodukten über die Vertreter läuft keinesfalls so reibungslos, wie das die Allianz-Zentrale glauben machen will. Zwar wurde das Ziel, 300 000 neue Kunden für die Dresdner Bank und die Fonds von Allianz Global Investors – ehemals Dit – zu werben, auch 2006 weit übertroffen. Insgesamt waren es 370 000. Allerdings wird der Erfolg dadurch getrübt, dass der von Vertretern eingeworbene Netto-Mittelzufluss für das Asset Management der Allianz zurückgegangen ist. „Richtig gut gelaufen ist es bei den Vertretern eigentlich nur in der Lebensversicherung“, sagte ein Insider.

Für den Erfolg im Bankvertrieb hat die Allianz wieder massiven Druck auf die Vertreter ausgeübt – und setzt dies auch 2007 fort. Um die Jahresbonifikation zu bekommen, muss jeder der 12 000 Vertreter mindestens 20 Bank- oder Fondsverträge pro Jahr absetzen. Schafft er dies nicht, nutzt ihm auch ein erfolgreicher Vertrieb von Versicherungen nichts: Die Bonifikation, die 5000 Euro und mehr betragen kann, würde gestrichen. Das führt dazu, dass viele Vertreter Sparkarten verschenken und aus ihrer eigenen Kasse eine kleine Summe darauf einzahlen. „Die guten Kunden machen so etwas einem zuliebe auch“, sagte ein Vertreter. Damit Konzernchef Michael Diekmann bereits unterjährig Erfolge melden kann, müssen die Vertreter bis Juni mindestens zehn Bank- oder Fondsprodukte losgeworden sein.

www.FTD.de/allianz

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Versicherungswirtschaft im Fokus

Quelle: Financial Times Deutschland


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