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Schadenvorsorge lohnt sich

Posted By Anja Krüger On 25. September 2007 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

In der Berufshaftpflichtversicherung für Advokaten sind die Preise in Bewegung

Es war einfach Pech. Der für die wichtigen Termine verantwortliche Assistent musste plötzlich in die Klinik und hatte andere Sorgen, als den Chef auf den Ablauf der Berufungsfrist aufmerksam zu machen. Prompt verlangte der Mandant Schadensersatz. Rechtsanwälte, die solche Fälle durch Risikovorsorge vermeiden, ersparen sich nicht nur viel Ärger. Bei einigen Anbietern können sie mit einem Rabatt bei der Berufshaftpflichtversicherung rechnen.

Anwälte brauchen für ihre Zulassung von der zuständigen Kammer den Nachweis einer Berufshaftpflichtversicherung. Die Preise für die vorgeschriebene Versicherungssumme von mindestens 250 000 Euro für vier Fälle in einem Jahr liegen zwischen 750 Euro und 850 Euro. Berufsanfänger erhalten in der Regel Nachlässe von 50 Prozent, bei manchen Anbietern zahlen sie nur rund 100 Euro. Die Preise für Summen oberhalb der Mindestgrenze variieren stark, je nach individuellem Risikoprofil.

In Deutschland bieten etwa 15 Versicherer Berufshaftpflichtpolicen für niedergelassene Juristen an. „Es gibt kaum Wettbewerb“, sagt Gunhild Peiniger von PP Business Protection, einer Tochter des Versicherungsmaklers Ecclesia. Das kann sich ändern, jedenfalls für Einzelkämpfer und Sozietäten mit wenigen Partnern. „Die Prämien für die Berufshaftpflichtversicherung von einzelnen Anwälten und kleineren Kanzleien sind in Bewegung“, sagt Sabine Friedrich, Sprecherin des Versicherers Axa, einem der führenden Anbieter. Zu den in diesem Segment großen Gesellschaften gehören auch Allianz, HDI-Gerling und Victoria.

Neu ist der Trend bei Anbietern, den Juristen in freier Praxis Vergünstigungen für den Einsatz von Instrumenten für das Risikomanagement zu gewähren, sagt Constantin Beier vom Versicherungsmakler Aon Jauch & Hübener. „Dabei geht es zum Beispiel um regelmäßige Fortbildungen oder das Führen eines elektronischen Fristenbuchs.“ Der Versicherer Nassau gewährt Anwälten für die Schadenprävention einen Nachlass von 15 Prozent bei der Prämie. „Der Nachlass kommt gut an“, sagt Karin Schreiber, die bei dem Versicherer für die Verträge zuständig ist. Viel müssen die Kunden nicht tun, um den Rabatt zu bekommen, zum Beispiel einmal im Jahr eine Fortbildung besuchen oder Maßnahmen zur Qualitätssicherung nachweisen.

In den Augen der Konkurrenz handelt es sich deshalb bei diesem Angebot schlicht um eine Prämienreduktion. „Es geht weniger um Risikomanagement als um verdeckte Preissenkungen“, sagt Dietmar Schmidt vom Versicherer Liberty, der seit Juni Policen für Anwälte verkauft. Hier gibt es keinen Vorsorgerabatt. Auch die Allianz bietet keinen Nachlass für Prävention an. „Für uns ist es selbstverständlich, dass ein Anwalt gut organisiert ist“, sagt Sprecherin Sabine Schaffrath.

Das sehen einige Versicherer offenbar anders. Die Zürich bietet Vergünstigungen bei den Preisen für Kanzleien an, die ein systematisches Risikomanagement betreiben. Allerdings verweigert das Unternehmen jeden öffentlichen Kommentar darüber. Beim Versicherer Axa ist ein Nachlass Verhandlungssache. „Wir haben keinen Pauschalrabatt“, sagt Sprecherin Friedrich. Kann ein Anwalt die Mitarbeiter des Unternehmens von der Schlagkraft seines Systems zur Schadenvorbeugung überzeugen, hat er Chancen auf eine individuelle Prämiensenkung.

Bild(er):

Wettkämpferinnen beim Florettfechten der Frauen bei den Pan American Games in Rio de Janeiro – Xinhua/das Fotoarchiv

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland


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