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Versicherer XL bleibt trotz Krisenschäden angriffslustig

Posted By Herbert Fromme On 5. Februar 2008 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Industriechef gibt sich nach Subprime-Verlusten zuversichtlich und plant Expansion · FTD-Interview

Von Herbert Fromme, München Der Industrieversicherer XL Insurance nimmt im ersten Halbjahr auch in Deutschland die Versicherung von Privat- und Unternehmensflugzeugen auf. „Das entspricht unserem Ziel, mehr spezialisierte Angebote zu entwickeln“, sagte Clive Tobin, Chef der XL Insurance und Vorstandsmitglied der Obergesellschaft XL Capital.

In der Versicherung von Großunternehmen, in der XL sowohl in Deutschland als auch weltweit zu den fünf größten Anbietern gehört, sieht Tobin weiterhin gute Gewinnchancen. „Es gibt Sparten wie die Transportversicherung oder die Deckung von Fluglinien, wo der Ertrag nicht unseren Erwartungen entspricht“, sagte er. Generell könne man aber in der Industrieversicherung Geld verdienen.

XL Capital ist ein auf den Bermudas beheimateter und an der New Yorker Börse notierter Finanzkonzern. Ende Januar musste er eine Belastung von 1,5 bis 1,7 Mrd. $ durch die Kreditkrise bekannt geben. Ein Hauptgrund: XL ist mit 46 Prozent an der Security Capital Assurance beteiligt, einer früheren Tochtergesellschaft, zu der der Anleiheversicherer XL Capital Assurance gehört.

Die Probleme des Bondversicherers mit Subprime-Deckungen schlugen über Rückversicherungsdeals und andere Geschäftsbeziehungen auf XL Capital durch. Als Folge der Belastung aus der Subprime-Krise stuften die Ratingagenturen AM Best und Fitch XL Capital um eine Stufe herab, Standard & Poor’s ließ die Bewertung von „A-“ unverändert.

„Wir erfahren sehr viel Unterstützung durch unsere Kunden“, sagte Tobin. „Und die Ratingagenturen haben ja auch herausgestellt, dass es nicht um unsere Kapitalstärke geht, die ist ausgezeichnet, sondern um die Gewinnsituation.“ Die Nachfrage der großen Industrie nach Versicherungsdeckung von XL sei unverändert hoch.

Zu einem weiteren Problem könnte für XL die Managerhaftung werden. US-Versicherer erwarten Schäden aus der sogenannten D&O-Deckung im Zusammenhang mit den zahlreichen Klagen, die gegen US-Banken und andere Finanzhäuser eingereicht wurden. „Natürlich beäugt uns der Markt jetzt genau, schließlich wissen alle, dass wir einen großen Bestand in der Managerhaftpflicht haben“, sagte Tobin. „Wir sind sicher, dass wir mögliche D&O-Schäden innerhalb unserer normalen Schadenbelastung bewältigen können.“

XL wurde 1986 mithilfe von Maklern durch 68 Großkonzerne gegründet, weil sie infolge der Asbestkrise kaum noch Haftpflichtdeckungen kaufen konnten. Die damalige Selbsthilfeorganisation ist nach mehreren Zukäufen auch in Europa ein erfolgreiches eigenständiges Unternehmen, 2006 erzielte es 7,6 Mrd. $ Prämieneinnahmen aus Versicherung und Rückversicherung. Die von Tobin verantwortete XL Insurance kam dabei auf 5,6 Mrd. $. „In Deutschland sind es 400 Mio. $“, sagte Tobin. In fünf Jahren habe XL Insurance das Deutschlandgeschäft fast verdoppelt. Als Anbieter globaler Versicherungsprogramme habe sich sein Konzern einen Namen gemacht.

Tobin wird Anfang April seinen Posten an den heutigen Chief Operating Officer David Duclos übergeben. Danach wird er sich vor allem um den Ausbau der neu gegründeten Brasilientochter kümmern.

Zitat:

„Wir erfahren sehr viel Unterstützung durch unsere Kunden“ – Clive Tobin, XL –

Bild(er):

Der 57-jährige Clive Tobin, hier im Münchner Büro von XL Insurance, führt das Unternehmen seit 2004. XL gehört zu den fünf größten Industrieversicherern der Welt – Robert Brembeck

Quelle: Financial Times Deutschland


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