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Ergo leiht sich Geld für Dividende bei der Mutter

Posted By Herbert Fromme On 5. März 2008 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Münchener Rück bietet bessere Konditionen als der Kapitalmarkt · Gewinn des Erstversicherers wird 2008 deutlich zurückgehen

Von Patrick Hagen und Herbert Fromme, Düsseldorf Die Versicherungsgruppe Ergo holt sich ein Darlehen von 1 Mrd. Euro bei der Muttergesellschaft Münchener Rück und zahlt damit eine Dividende in derselben Höhe. Davon gehen 940 Mio. Euro an die Rück, die 94,7 Prozent hält. Zweck der auf den ersten Blick merkwürdig anmutenden Prozedur ist die Reduzierung der Eigenkapitalbasis bei Ergo, sagte der neue Vorstandschef Torsten Oletzky.

Ergo hat zu viel Kapital und will einiges auf diesem Weg an die Aktionäre zurückgeben. Langfristig plant der Konzern, die ausgezahlte Milliarde durch Hybridkapital zu füllen – nachrangige Anleihen, bei denen die Anleger im Konkursfall ein höheres Ausfallrisiko haben, die von den Ratingagenturen aber als Eigenkapitalersatz akzeptiert werden. Doch die Kreditkrise macht Hybridkapital zurzeit teuer. „Wir müssten einen Zinsaufschlag zahlen, der unserer Kreditwürdigkeit nicht entspricht“, sagte Vorstandsmitglied Daniel von Borries.

Ergo ist die zweitgrößte Versicherungsgruppe in Deutschland und tritt in Deutschland mit den Marken DAS, Hamburg-Mannheimer, DKV, Victoria und KarstadtQuelle auf. Wie die Münchener Rück will auch Ergo kräftig wachsen und gleichzeitig ab 2012 Gewinne von jährlich mehr als 900 Mio. Euro erzielen. Die Beitragseinnahmen sollen von 17,4 Mrd. Euro in 2007 – ein Plus von 3,6 Prozent – auf 23 Mrd. Euro im Jahr 2012 klettern. Vom Zuwachs könnten 1 bis 2 Mrd. Euro aus Zukäufen stammen, sagte Oletzky. 2008 will die Gruppe 18 Mrd. Euro erreichen. Der Anteil des internationalen Geschäfts soll bis 2012 auf ein Drittel steigen. Schon 2007 trug das Ausland das Wachstum, vor allem die erstmals konsolidierte Ergo Isvicre in der Türkei. In Deutschland stagnierte Ergo bei 13,6 Mrd. Euro.

Der Versicherer erzielte 2007 einen Gewinn nach Steuern von 781 Mio. Euro, 2006 waren es 889 Mio. Euro. Beide Zahlen waren durch Sondereffekte aus Unternehmenssteuerreform und Kapitalanlage beeinflusst, sagte Oletzky. Für 2008 erwartet er zwischen 480 Mio. Euro und 600 Mio. Euro.

Im wichtigsten Geschäftsfeld Lebensversicherung musste die Gruppe einen Rückgang im Beitrag um 0,5 Prozent hinnehmen. „Wir haben in Leben gesamt die Wende noch nicht geschafft“, sagte Oletzky. Das Problem sei eine hohe Zahl an Vertragsabläufen, sie könne das gute Neugeschäft in der betrieblichen Altersvorsorge nicht ausgleichen. Ergo setzt auf neue kapitalmarktnahe Policen, die aus Luxemburg angeboten werden sollen.

Um den Vertrieb zu stärken, legt Ergo die bisher getrennt agierenden Maklervertriebe zusammen. „Wir wollen dadurch Synergien schöpfen und den größten Maklervertrieb Deutschlands bauen“, sagte Oletzky. Die Vertretervertriebe sollen aber weiterhin getrennt arbeiten.

Quelle: Financial Times Deutschland


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