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Neue Heimat revisited

Posted By Herbert Fromme On 25. April 2008 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Herbert Fromme In den 80er-Jahren gerieten die

Gewerkschaftsunternehmen in eine schwere Finanzkrise. Der Skandal um die Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat und die Beinahepleite der Bank für Gemeinwirtschaft zwangen den DGB, die Versicherungsgruppe Volksfürsorge – die einzige gemeinwirtschaftliche Gesellschaft mit Gewinn – schrittweise zu verkaufen. Seit 1993 gehört das Unternehmen mehrheitlich zur Aachen-Münchener und damit heute zur italienischen Generali.

Mancher Versicherungsmanager kommt ins Grübeln angesichts der selbst verschuldeten Probleme deutscher Landesbanken mit faulen Subprimekrediten. Warum eigentlich soll der Steuerzahler, wie Landesregierungen und Parlamente von Sachsen bis Nordrhein-Westfalen beschlossen haben, einen großen Teil der Zeche zahlen? Die Landesbanken gehören wie die Sparkassen zum öffentlich-rechtlichen Finanzsektor. Sie haben einen wertvollen, profitablen und vergleichsweise gut aufgestellten Versicherungssektor – ähnlich wie die Gewerkschaften vor 20 Jahren. Warum sollten sie den nicht mit Milliardenerlösen verkaufen? Interessenten gäbe es sicher genug, schließlich sind Provinzials, Versicherungskammern und wie sie alle heißen zusammen die Nummer zwei im Markt.

Im Sparkassenlager selbst wird der Gedanke keineswegs als absurd abgetan. Auch Sparkassenpräsidenten wissen: Wenn es hart auf hart kommt, hilft nur Bares.

Ein Modell, das unter Sparkassen-Oberen kursiert: Im Notfall wird die bisher regionale Sparkassenversicherung Stuttgart, die ja auch schon den richtigen Namen hat, bundesweit aufgebohrt: Alle Sparkassen verkaufen dann SV-Policen. Die übrigen regionalen Gesellschaften würden verkauft.

Noch steht eine solche Lösung nicht an. Aber allein die Tatsache, dass über sie nachgedacht wird, sollte die Manager der öffentlichen Versicherer aufrütteln. Wenn sie weiter über eine große Fusion nur reden, hat sich das Thema vielleicht von selbst erledigt.

Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.

E-Mail: fromme.herbert@ftd.de

Quelle: Financial Times Deutschland


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