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R+V streitet sich mit der Allianz

Posted By Herbert Fromme On 6. Mai 2008 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Versicherer buhlen um Genossenschaftsbanken als Vertriebspartner · Wiesbadener Gruppe wächst überdurchschnittlich

VON Herbert Fromme, Wiesbaden Die Versicherungsgruppe R+V sieht sich auf der Siegerstraße im Kampf um die Gunst der Genossenschaftsbanken. Zwar gehört die R+V, deren Abkürzung für Raiffeisen- und Volksbanken steht, selbst zum genossenschaftlichen Lager. Dennoch verkaufen zahlreiche Genossenschaftsbanken in Bayern und Baden-Württemberg Policen von Allianz, Versicherungskammer Bayern oder Karlsruher, die Teil der Wüstenrot & Württembergischen ist.

„Viele Banken stehen vor dem Einstieg in den Ausstieg, was die Kooperation mit anderen Finanzgruppen angeht“, sagte Vertriebsvorstand Heinz-Jürgen Kallerhoff.

Vor allem die Allianz stoße zunehmend auf Unwillen. Der Marktführer versucht, immer mehr Bankangebote über Vertreter abzusetzen, und macht damit den Genossenschaftsbanken Konkurrenz. Auch das nicht dementierte Interesse der Allianz an der Postbank habe bei Bankvorständen zu Empörung geführt. „Die Postbank ist der schärfste Wettbewerber der Genossenschaftsbanken“, sagte Kallerhoff, wie Konzernchef Friedrich Caspers selbst Ex-Allianz-Manager.

Die Allianz sieht das anders. „Die Zusammenarbeit mit den Genossenschaftsbanken in Bayern ist ausgezeichnet“, sagte ein Sprecher. Das Neugeschäft über diese Banken sei von einem ohnehin hohen Niveau 2007 weiter angestiegen.

Die R+V setzte 2007 ihr überdurchschnittliches Wachstum fort. Während der Markt bei plus 0,8 Prozent fast verharrte, legte der fünftgrößte Versicherer um 4,1 Prozent auf 9,0 Mrd. Euro zu. Das ist zumindest die Zahl nach dem internationalen Bilanzierungsstandard IFRS. Nach dem deutschen Handelsgesetzbuch (HGB) wuchs die R+V um 3,9 Prozent auf 9,3 Mrd. Euro. Im HGB gelten auch Sparanteile in der Lebensversicherung als Prämie.

„Wir haben seit mehr als einem Jahrzehnt kontinuierlich Marktanteile gewonnen“, sagte Vorstandschef Caspers. 1995 kam die Gruppe auf nur 4,3 Prozent in der Lebensversicherung, 2007 waren es schon 6,2 Prozent. In den Schaden- und Unfallsparten stieg der Anteil von 4,7 Prozent auf 6,1 Prozent. Erfolgsgeheimnis sei der Vertrieb über das breit aufgestellte Netz der Volks- und Raiffeisenbanken. Den IFRS-Gewinn nach Steuern steigerte die R+V um 15 Prozent auf 461 Mio. Euro.

Der geplante neue Internetdirektversicherer R+V24 soll den „internetaffinen Teil“ der Kundschaft bedienen, den Caspers auf fünf Prozent bezifferte. Er werde nur Autoversicherungen anbieten.

Für 2008 erwartet die R+V, erneut stärker als der Markt zu wachsen. Den Trends ganz entziehen kann sich auch der Klassenprimus nicht: Im ersten Quartal 2008 ging das Neugeschäft in der Lebensversicherung um fünf Prozent zurück, weil die 2007 stark gebuchten Einmalbeiträge ausblieben.

Quelle: Financial Times Deutschland


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