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Signal Iduna packt die Angriffslust

Posted By Herbert Fromme On 3. Juni 2008 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Kostensenkung im Plan · Versicherer lotet weiter Kooperation mit Aldi aus · FTD-Interview

Von Herbert Fromme und Ilse Schlingensiepen, Dortmund Der Versicherungskonzern Signal Iduna ändert den Kurs. Nach Jahren der Kostensenkung, verbunden mit nur magerem Wachstum, sucht Konzernchef Reinhold Schulte jetzt nach mehr Umsatz – intern wie extern. „Wir haben den Hebel umgelegt“, sagte Schulte im FTD-Interview. „Wir halten an unserem Ziel fest, bis 2010 die Kosten um 200 Mio. Euro zu senken.“ Davon habe man schon 160 Mio. Euro erreicht. „Jetzt investieren wir wieder vermehrt im In- und Ausland.“

Die schlagzeilenträchtige geplante Kooperation mit Aldi sei dabei „nur ein Nebenthema“, sagte Schulte. „Wir sind der Hausversicherer von Aldi. Aldi bietet zum Beispiel auch Reisen über das Internet an“, sagte Schulte. Deshalb habe es Gespräche gegeben. „Wir haben nie mit Aldi darüber gesprochen, Policen über die Ladentheke zu verkaufen.“ Die Gespräche seien nicht beendet. „Wir werden mit Aldi zu einem festgelegten Zeitpunkt weiter sprechen, wie wir Versicherungsschutz unter anderem auch analog zu den Reisen anbieten. Das geht dann alles per Internet.“

Die Gruppe entstand 1999 aus der Fusion der Dortmunder Signal mit der Iduna Nova in Hamburg. Mit 4,6 Mrd. Euro Prämieneinnahmen im Jahr 2006 – Zahlen für 2007 liegen noch nicht vor – gehört die Gruppe zu den zwölf größten Versicherern. Sie wird von drei Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit kontrolliert, die ihre Wurzeln in der Versicherung des Handwerks haben. In der privaten Krankenversicherung (PKV) und der Unfallversicherung ist Signal Iduna die Nummer vier im Markt.

Zu 80 Prozent verkauft der Konzern über die eigenen Vertreter, zu 20 Prozent über Makler und Banken, darunter auch Volksbanken in Nordrhein-Westfalen. Das will Schulte ausbauen. In der Branche wird Signal Iduna der Vorwurf gemacht, die gute Ausgangsposition im Handwerkssegment nicht genügend genutzt zu haben. „An dem Vorwurf ist in einzelnen Bereichen etwas dran“, sagte Schulte. „In der Lebens- und Krankenversicherung holen wir unsere entsprechend guten Marktanteile, aber in der Schaden- und Unfallversicherung wollen wir jetzt in die Offensive kommen.“ Ähnliches gelte auch für den öffentlichen Dienst. Hier kooperiert der Konzern, zu dem die Polizeiversicherung gehört, mit Polizeigewerkschaft und Beamtenbund. Vorbild ist für diese Segmente das Taxigewerbe – da ist Signal Iduna mit Spezialangeboten Marktführer.

Schulte glaubt, dass die Gruppe als Allroundanbieter gute Chancen hat. „Schließlich haben wir auch eine eigene Bank und Investmentgesellschaft.“ Die Conrad Hinrich Donner Bank in Hamburg ebenso wie die Hansainvest bieten Anlageprodukte an. Die Beteiligung des Konzerns von 26 Prozent an der Essener National-Bank steht nach Schultes Worten nicht zum Verkauf. Die Commerzbank hatte nach Marktangaben Interesse geäußert.

Im Ausland agiert das Unternehmen seit Neuestem auch in Rumänien. Es ist bereits in Polen, Ungarn und – mit einem Rückversicherer – in der Schweiz tätig.

Im Inland will Schulte auch durch Übernahmen und Fusionen wachsen. „Wir sind hervorragend kapitalisiert“, sagte er, das Unternehmen könne sich Zukäufe leisten. Vergangene Fusionsgespräche – genannt wurde immer wieder die Kölner Gothaer – will er nicht kommentieren, auch nicht die Gründe für das Scheitern. Zu seinen Grundprinzipien gehöre Verlässlichkeit gegenüber den Mitarbeitern. „Ich kann bei einer Fusion nicht hingehen und pauschal sagen, so und so viel tausend Stellen müssen gestrichen werden.“ Da müsse man sehr genau hinsehen. „Es scheiden immer viele Mitarbeiter aus Altersgründen aus, da kann man viel auch über diesen Weg regeln.“ Neben Fusionen oder Zukäufen von Firmen kann sich Schulte auch die Übernahme von Beständen vorstellen.

Im aktuellen Streit innerhalb der PKV über die Wechselmöglichkeiten von Kunden hat Schulte – der auch Vorsitzender des PKV-Verbands ist – von Anfang an auf eine politische Klarstellung gesetzt, die eine Wechselschlacht mit Hilfe des künftigen Basistarifs verhindert. Käme es zum verschärften Wettbewerb um die Bestände, könnte das zu Verwerfungen im Markt mit gravierenden Konsequenzen für einzelne Unternehmen und für die Versicherten führen, sagt Schulte. Dass die einzelnen Anbieter unterschiedliche Haltungen zu der Frage haben, sei normal und eine Ausprägung des Wettbewerbs.

Zitat:

„Wir sind hervorragend kapitalisiert“ – Signal Iduna-Chef Reinhold Schulte –

Bild(er):

Die Signal Iduna kennt Reinhold Schulte wie seine Westentasche. Der 60-Jährige ist seit 36 Jahren bei der Signal, seit 1987 als Vorstand, seit 1997 als Konzernchef – FTD/Andreas Oertzen

Quelle: Financial Times Deutschland


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