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Berlin plant Zulassung neuer Policen

Posted By Herbert Fromme On 29. Juli 2008 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Versicherer dürfen bald variable Rentenpolicen nach US-Vorbild anbieten ·Zielgruppe: Wohlhabende ab 55

Von Herbert Fromme, Frankfurt

Die Bundesregierung plant nach FTD-Informationen aus Versicherungskreisen eine rasche Änderung des Versicherungsaufsichtsgesetzes. Sie will dadurch deutschen Lebensversicherern das Anbieten von sogenannten Variable Annuities – variablen Rentenpolicen – nach US-Vorbild ermöglichen.

Gestern hat die Allianz als erster Anbieter ein entsprechendes Produkt für den deutschen Markt vorgestellt, das aber von der irischen Allianz-Tochter Darta Saving Life Assurance grenzüberschreitend verkauft wird. „Deutsche Versicherer können das aus aufsichts- und bilanzrechtlichen Gründen bisher nicht anbieten“, sagte Allianz-Leben-Chef Maximilian Zimmerer.

Zimmerer sagte, spätestens mit der für 2013 erwarteten Einführung der neuen Eigenkapitalregeln Solvency II werde sich dieser Zustand aber ändern. Nach FTD-Informationen wird die Neuerung aber viel schneller kommen. Das Bundesfinanzministerium will eine entsprechende Änderung an das Gesetz zur Umsetzung der EU-Beteiligungsrichtlinie anhängen, das im Herbst im Bundestag debattiert wird. Dann könnte die Neuregelung schon 2009 umgesetzt werden und spätestens 2010 in Kraft treten. Das Ministerium bestätigte gestern die geplante Gesetzesänderung.

Die Allianz will mit ihrem Variable-Annuity-Produkt „Invest4Life“ vor allem über den Bankvertrieb punkten. Damit tritt das Unternehmen gegen Angebote wie Twinstar von Axa an, aber auch gegen Entnahmepläne von Fondsgesellschaften wie DWS. Ende 2008 sollen die Policen auch in Frankreich, 2009 in Italien angeboten werden.

In den USA boomen Variable Annuities, sind aber wegen hoher Abschlusskosten – sieben bis zehn Prozent sind keine Seltenheit – stark umstritten. Die Allianz hat dort seit 2004 kräftig Marktanteil verloren und meldete für 2007 noch 2,66 Mrd. Euro Prämien.

Zielgruppe in Deutschland sind wohlhabende Kunden um 55 Jahre, die gegen Einmalzahlungen ihre Rente aufbessern wollen. „Rund 1,5 Millionen Personen zwischen 55 und 70 Jahren verfügen über ein freies Kapitalvermögen von mehr als 50 000 Euro“, sagte Zimmerer.

Beim neuen Allianz-Angebot müssen sie mindestens 10 000 Euro anlegen. Das Geld wird in einen von zwei Fonds investiert, die von der Konzerngesellschaft Allianz Global Investors verwaltet werden – einer mit 50 Prozent Aktienanteil, der zweite mit 75 Prozent Aktien. „Damit können Anleger auch in der Rentenphase in Aktien investieren“, sagte Zimmerer. Das sei bei konventionellen Rentenpolicen nicht möglich.

Die Darta Life garantiert eine lebenslange Rentenzahlung, die bei einem Anstieg des Fondswerts durch boomende Aktienmärkte in einer bestimmten Größenordnung steigt. Jede erfolgte Steigerung bleibt lebenslang erhalten, sinken kann die Rente bei fallendem Fondswert nicht. „Selbst bei einem Fondswert null bleibt die Rente garantiert“, sagte Alf Neumann von der Global Life Unit der Allianz, dem zentralen Kompetenzzentrum für die Lebensversicherung.

Gleichzeitig kann der Anleger aus dem vorhandenen Fondsvermögen Barentnahmen vornehmen, dann allerdings sinkt die Rente entsprechend. Im Todesfall wird das verbleibende Fondsvermögen vererbt.

Garantien und Flexibilität haben ihren Preis – die Garantie kostet 1,2 Prozent der Rendite beim Fonds mit 50 Prozent Aktien und 1,65 Prozent bei 75 Prozent Aktienanteil. Wer bei der Allianz als 65-jähriger Mann 50 000 Euro in eine solche Sofortrente investiert, erhält zu Beginn 175Euro als garantierte Jahresrente, bei der gleichaltrigen Frau sind es 162,50 Euro.

Bei einer traditionellen sofort beginnenden Rentenpolice läge die Anfangsrente rund 30 Prozent höher, enthält aber weniger Chancen auf Rentensteigerung sowie keine Auszahlungsmöglichkeit für das Restvermögen.

Als Vertriebskosten gibt die Allianz fünf Prozent an, die Verwaltung durch den Versicherer kostet 15 Euro plus 0,5 Prozent des Fondswerts jährlich. Die Fonds erheben 1,2 Prozent beziehungsweise 1,35 Prozent laufende Kosten.

Quelle: Financial Times Deutschland


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