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Allianz gründet Privatkundeninstitut

Posted By Herbert Fromme On 2. September 2008 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Vertreter vermitteln vor allem für die Allianz-Bank · Eine Million Kunden kommen von der Dresdner Bank

VON Herbert Fromme, Frankfurt

Der Allianz-Konzern ruft nach dem Verkauf der Dresdner an die Commerzbank eine neue Privatkundenbank ins Leben. Die Allianz-Bank wird mit mehr als einer Million Kunden starten, die in den vergangenen Jahren von Allianz-Vertretern für die Dresdner Bank geworben wurden. „Die eine Million Bankkunden werden in die neu zu gründende Allianz-Bank transferiert“, sagte Konzernchef Michael Diekmann gestern vor Journalisten.

Die Infrastruktur für die neue Bank werde die Oldenburgische Landesbank (OLB) zur Verfügung stellen. Sie gehört zu 89 Prozent der Dresdner Bank, wird aber nicht mit an die Commerzbank verkauft. Die börsennotierte OLB bleibt bei der Allianz, sie hat eine Marktkapitalisierung von 1,26 Mrd. Euro.

„Wir haben unseren Allianz-Kunden versprochen, dass sie über die Bankagenturen bei einer Allianz-Tochter Bankgeschäfte betreiben, dieses Versprechen wollen wir einlösen“, sagte Diekmann. Das Wichtigste in dem Geschäft sei überhaupt, Versprechen gegenüber Kunden und Vermittlern zu halten.

Damit bleibt Diekmann seinem Projekt treu, über immer mehr Versicherungsvertreter Bankprodukte zu verkaufen. So will die Allianz ihren Kunden Alternativen zu Sparkassen und anderen Instituten bieten – um die Abwerbung zu bekämpfen. Denn inzwischen bieten fast alle Banken auch Versicherungen an. Mit diesem Argument versucht der Konzern auch, seinen 11 000 Vertretern in Deutschland den Vertrieb von Bankangeboten schmackhaft zu machen. Wer als Vertreter zulasse, dass sich seine Kunden in wichtigen Finanzangelegenheiten nur von einer Bank beraten lassen, werde ihn auch bald als Versicherungskunden verlieren, so die Argumentation.

Dennoch ist die Begeisterung unter den Allianz-Vertretern für die Bankangebote bisher gering, weil sie meist weniger Provision bringen. Nur mit erheblichem Druck konnte der Konzern die von Diekmann persönlich initiierten Programme zur Kundengewinnung für die Dresdner Bank durchsetzen.

Die Allianz hat im März 2007 spezielle Bankagenturen eröffnet, bei denen Versicherungs- und Bankangebote besonders eng verzahnt sind. Heute sind es rund 130. Einige wenige haben auch Geldautomaten und bieten Zahlungsverkehr an. Die meisten konzentrieren sich aber auf Konteneröffnung, Kreditkarten, Fondssparpläne und Ähnliches. Diekmann kündigte an, dass ihre Zahl bis 2009 auf 300 steigen werde. Offen ist noch, welche Produkte künftig von der Allianz-Bank kommen und welche von der Commerzbank, die ihrerseits exklusiv Allianz-Versicherungen anbietet.

In den Bankagenturen arbeitet in der Regel neben den Versicherungsvertretern auch ein Bankmitarbeiter, bislang Angestellter der Dresdner Bank. „Das Konzept ähnelt dem ,Shop-in-Shop` in Kaufhäusern“, sagte ein Allianz-Manager. Die Gehälter der Bankmitarbeiter werden bislang vor allem von der Dresdner Bank getragen, mit der Entwicklung der Provisionszahlungen an die Agenturinhaber ändert sich die Verteilung. Künftig dürften diese Mitarbeiter zur neuen Allianz-Bank gehören.

Befürchtungen im Vertrieb, der vermehrte Verkauf von Bankangeboten werde zu schwächerem Absatz von Versicherungspolicen führen, sieht das Unternehmen nicht bestätigt. Es zeige sich, dass Bankagenturen auch mehr Versicherungen verkaufen, hieß es.

Der Konzern betreibt bereits in mehreren Ländern Privatkundenbanken. Die Übertragung der eine Million Kunden auf die Allianz-eigene Bank dürfte kaum Komplikationen verursachen. Denn um sicherzustellen, dass die Kunden bei den Vertretern bleiben und nicht von den Filialen der Bank abgeworben werden, wurden sie von der Dresdner in einem eigenen Bereich geführt und nicht in die Filialstruktur eingegliedert. Wünschten diese Kunden Beratung bei einer Filiale, wurden sie zum Allianz-Vertreter geschickt. Diesen Schutz der Kunden auch gegenüber der Bank meinte Diekmann, als er gestern von eingehaltenen Versprechen gegenüber den Vermittlern sprach.

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Quelle: Financial Times Deutschland


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