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Policensparern drohen Einschnitte

Posted By Anja Krüger On 24. Oktober 2008 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Das Kapital in fondsgebundenen Lebensversicherungen schmilzt. Die Kriseschmälert auch die Rendite klassischer Verträge

Verglichen mit den Banken stehen die Lebensversicherer stabil da. Aber erstens wird auch die Assekuranz von der Finanzkrise in Mitleidenschaft gezogen. Und zweitens lässt der Zustand der Branche für Kunden nicht unbedingt Rückschlüsse auf den eigenen Vertrag zu. Anleger mit klassischen Lebens- und Rentenpolicen müssen in schlechten Börsenzeiten mit Abstrichen bei den Erträgen rechnen, bekommen aber eine Mindestverzinsung. Kunden mit fondsgebundenen Verträgen drohen dagegen Verluste.

„Selbst wenn man sich die schlimmsten Szenarien ausmalt: Wenn alles den Bach runtergeht, gehören die Lebensversicherer zu den letzten, die mitgerissen werden“, sagt der Vorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung, Ulrich Orbanz. Aufgabe der speziell ausgebildeten Versicherungsmathematiker ist zu gewährleisten, dass Versicherer die eingegangenen Verpflichtungen gegenüber den Kunden einhalten können. Wie sicher das Kapital in einer Lebensversicherung für den Anleger ist, hängt davon ab, für welche Variante er sich entschieden hat. Fondsgebundene und klassische Lebens- und Rentenpolicen unterscheiden sich erheblich.

Bei fondsgebundenen Verträgen investiert der Anbieter das Geld des Kunden meistens in hohem Maße in Aktien. Das Anlagerisiko trägt allein der Kunde. Stürzen die Börsen ab, verliert die Anlage an Wert. Schlimmstenfalls ist alles Geld verloren. Damit der Kunde davor nicht zurückschreckt, verkaufen immer mehr Versicherer fondsgebundene Verträge mit Garantien, etwa einer Kapitalerhaltszusage. „Kommt diese Garantie vom Versicherer, der diesen Vertrag verkauft hat, kann sich der Kunde darauf verlassen“, sagt Aktuar Orbanz. Kommt die Garantie aber von einem Investmenthaus, kann sie möglicherweise hinfällig sein, denn für diese Anbieter werden geringere Anforderungen an ihre Finanzstärke gestellt.

Zu den Gesellschaften, die Kunden beim Verkauf von fondsgebundenen Policen nicht selbst eine Garantie geben, gehört die Skandia. Beim Abschluss entscheidet sich der Kunde zwischen 60 von Skandia geprüften Fonds. Will er eine Garantie, wählt er Garantiefonds. „Wir geben keine Empfehlung für Fonds, das ist Sache der Vermittler“, sagt Skandia-Chef Johannes Friedrich. Wie stabil die Fonds sind, ist schwer einzuschätzen. Zumindest theoretisch können sie in eine Schieflage kommen. Was die Garantie dann wert ist, hängt davon ab, wie stark der Garantiegeber ist. Ist er pleite, ist die Garantie nichts wert.

Auch wenn Fonds nicht zusammenbrechen, bekommen Anleger die schlechte Börsenlage zu spüren. Läuft der Vertrag in wenigen Jahren aus, und hat der Kunde keine Garantiefonds gewählt, muss er mit Verlusten rechnen. „Ist die Police flexibel, und der Kunde braucht das Geld nicht, sollte er die Auszahlung verschieben“, rät Friedrich. Dann besteht die Chance, dass der Verlust ausgeglichen wird. Für Kunden, die gerade eine Versicherungspolice abgeschlossen haben, könnte sich die derzeit schlechte Lage am Kapitalmarkt sogar als günstig erweisen, sagt Friedrich: „Der Kunde bekommt mehr Anteile für sein Geld.“

Wer eine klassische Versicherung hat, kann davon ausgehen, dass die Anlage sicher ist – solange das System stabil bleibt. „Wichtig ist, dass es nicht zu Ausfällen bei den Banken kommt“, sagt Reiner Will, Geschäftsführer der Kölner Ratingagentur Assekurata. Denn die Versicherer investieren viel Geld in Banktitel.

Kunden mit klassischen Verträgen bekommen eine fixe Mindestverzinsung und ein variable, jährlich vom Versicherer neu bestimmte Überschussbeteiligung. Der Kunde erhält während der gesamten Laufzeit die bei Vertragsabschluss geltende Mindestverzinsung. Wer heute einen Vertrag abschließt, erhält garantiert 2,25 Prozent. Für Verträge aus den 90er-Jahren liegt die Garantie zwischen 3,5 und 4 Prozent. Die Verzinsung gewährt der Versicherer aber nur auf den sogenannten Sparanteil der Prämien, denn von den Beiträgen des Kunden zieht der Versicherer zum Teil mehr als 20 Prozent für den Vertrieb und die Verwaltung ab. Aus diesem Grund gelten Lebens- und Rentenversicherungen generell als teure Form der Altersvorsorge. Fondsgebundene Verträge sind dabei noch teurer als klassische.

Mindestverzinsung und Überschussbeteiligung zusammen liegen im Branchenschnitt zurzeit bei 4,34 Prozent. „Die Überschussbeteiligung wird in der Tendenz etwas sinken“, erwartet Will. Aber nicht alle Anbieter werden die bisherige Überschussbeteiligung senken, glaubt er. Denn manche haben nur sehr wenig in Aktien investiert oder haben noch stille Reserven.

Bei Riester-Renten müssen Anbieter den Kunden garantieren, dass zu Rentenbeginn mindestens das gezahlte Geld und die Zulagen zur Verfügung stehen. Das klingt gut. Tatsächlich bedeutet der reine Kapitalerhalt aber angesichts der Inflation und ausgebliebener Verzinsung unter dem Strich aber einen Verlust.

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland


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