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Swiss Re hofft auf Boom dank Kreditkrise

Posted By Patrick Hagen On 10. Dezember 2008 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Turbulenzen steigern Preise und Rückdeckungsbedarf

Von Patrick Hagen, Köln

Der Rückversicherer Swiss Re rechnet wegen der Finanzkrise im kommenden Jahr mit deutlich steigenden Prämien. „Wir erwarten für 2009 mehr Bedarf nach Rückversicherung sowie höhere Preise“, sagte Chefökonom Thomas Hess. Damit schließt sich der Weltmarktzweite der Auffassung des Marktführers Münchener Rück an, der für die Verhandlungen mit Kunden für das Jahr 2009 zweistellige Erhöhungen angekündigt hatte.

Rückversicherer nehmen Erstversicherern, die mit Privatkunden und Unternehmen Geschäfte machen, ihre Spitzenrisiken ab. Die Branche leidet seit Jahren unter sinkenden Prämien und hofft auf eine Trendwende.

Die meisten Erstversicherer haben in den letzten Jahren mehr Risiken auf die eigene Bilanz genommen, statt sie an Rückversicherer weiterzugeben. Durch die Finanzkrise und den Absturz der Börsen haben sie einen Teil ihrer Kapitalkraft eingebüßt. „Jetzt möchten sie ihre Bilanzen entlasten“, sagte Hess. „Das kommt uns zugute.“

Gleichzeitig seien alternative Kapitalquellen wie Hedge- oder Private-Equity-Fonds aus dem Markt gegangen. „Die Nachfrage wird auf die Rückversicherer umgelenkt“, sagte Hess. „Kapital ist tendenziell knapp.“ Erstversicherer sind nach Ansicht von Hess unterschiedlich stark von der Krise betroffen. „Während Sachversicherer relativ gut weggekommen sind, sind Lebensversicherer stärker betroffen“, sagte er. Swiss Re geht gleichwohl davon aus, dass die Prämien auch für Sachversicherer steigen.

Die Experten der Swiss erwarten für die Industriestaaten eine scharfe Rezession, die bis Mitte nächsten Jahres anhalten werde. Marktunsicherheiten werde es noch bis ins Jahr 2010 geben, so Kurt Karl, Chief Economist für die US-Tochter des Rückversicherers. Es handele sich um die schwerste Finanzkrise seit den 30er-Jahren, sagte Karl vor Kunden in London.

Swiss Re erwartet, dass die Finanzkrise eine stärkere Regulierung mit sich bringen wird. Diese werde sich aber zunächst auf den Bankensektor konzentrieren, sagte Hess. „Es ist die Frage, wie viel davon auf die Versicherungswirtschaft überschwappt“, sagte Hess. „Für die Versicherungsbranche sehen wir außer Solvency II keinen unmittelbaren Nachregulierungsbedarf.“ Dieses neue EU-Regime für die Aufsicht werde aber dringend benötigt, das habe die Finanzkrise gezeigt.

Quelle: Financial Times Deutschland


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