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Münchener Rück kauft von AIG zu

Posted By Herbert Fromme On 23. Dezember 2008 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Beim Kauf des Spezialversicherers HSB profitiert der Konzern von der Schwächedes Konkurrenten

Von Ilse Schlingensiepen

und Herbert Fromme, Köln

D ie Münchener Rückversicherung kauft den US-amerikanischen Spezialversicherer Hartford Steam Boiler (HSB) vom angeschlagenen Versicherungsriesen American International Group (AIG). Für einen Schnäppchenpreis kommt der Weltmarktführer in der Rückversicherung dem Ziel näher, sich in den USA in Spezialversicherungen zu positionieren. Der Deal zeigt auch, dass AIG beim Notverkauf von Konzernteilen derzeit keine guten Preise erzielt.

HSB ist auf Versicherungen gegen den Ausfall von Maschinen und technischen Anlagen spezialisiert, ein weiteres Geschäftsfeld sind Inspektions-, Zertifizierungs- und Ingenieurdienstleistungen. Das Unternehmen erzielte 2007 Bruttoprämieneinnahmen von insgesamt 1,1 Mrd. $. Der Gewinn nach Steuern betrug 158 Mio. $.

Möglich wurde die Transaktion, weil sich der Versicherer AIG mit der Absicherung von Hypothekenanleihen gigantisch verhoben hatte und nur durch massive staatliche Hilfen vor der Pleite gerettet werden konnte. Die US-Regierung stellte insgesamt mehr als 150 Mrd. $ zur Verfügung. Dazu zählt ein Darlehen der Notenbank über 60 Mrd. $. Um es zurückzahlen zu können, muss AIG nun große Teile der Gruppe verkaufen.

Der jetzt bekannt gegebene Abschluss mit der Münchener Rück zeigt, dass AIG angesichts seiner geschwächten Position und des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds auf dem Markt im Moment schlechte Karten hat. Die Münchner zahlen 742 Mio. $ an AIG – die Amerikaner selbst hatten im Jahr 2000 noch rund 1,2 Mrd. $ für die Gesellschaft aufgebracht. Der Preis beträgt das 1,25-Fache des Buchwerts von HSB und das 4,5-Fache des Jahresgewinns. „Das sind sehr maßvolle Dimensionen“, sagte Münchener-Rück-Finanzchef Jörg Schneider. Er machte kein Hehl daraus, wie groß die Freude des Weltmarktführers über die gute Gelegenheit ist. Schneider sprach von „Konditionen, die wir uns vor Kurzem nicht hätten träumen lassen“.

Die Münchener Rück sei bislang vergleichsweise gut durch die Finanzkrise gekommen, sagte er. „Sie nutzt jetzt die relative Stärke durch einen Kauf, der perfekt in ihre Strategie passt.“ Der Erwerb des Versicherers zu so günstigen Bedingungen sei harte Arbeit gewesen, sagte Schneider. An HSB waren auch andere Gesellschaften wie etwa der Industrieversicherer FM Global interessiert. „Der ein oder andere wird sich derzeit zurückhalten müssen.“

Den Kaufpreis finanziert die Münchener Rück komplett aus eigenen Mitteln. Der Aufwand gefährde das Aktienrückkaufprogramm nicht, betonte Schneider. Die Übernahme soll zum 31. März 2009 perfekt werden.

Zwar verspreche sich der Rückversicherer durch die Übernahme auch Synergien, doch sie hätten nur eine untergeordnete Rolle gespielt, sagte er. „Das Synergiepotenzial haben wir nicht einmal nötig, damit sich der Erwerb für uns rechnet.“

Sowohl das Erst- als auch das Rückversicherungsgeschäft von HSB seien hochprofitabel, sagte Vorstand Peter Röder, zuständig für den US-amerikanischen Markt. „Das Wachstum in Spezialsegmenten ist ein explizites Ziel unserer US-Strategie“, sagte er. Der Erwerb der HSB sei dabei ein wesentlicher Schritt.

Quelle: Financial Times Deutschland


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