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Signal Iduna fordert Schweizer Bâloise heraus

Posted By Herbert Fromme On 27. Januar 2009 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Dortmunder Gruppe verleibt sich Deutsche Ring Krankenversicherung ein ·Basler Konzern lehnt Angebot für Sach- und Leben-Töchter ab

Von Herbert Fromme, Köln

Der Streit um die Zukunft des privaten Krankenversicherers Deutscher Ring (DR) Kranken in Hamburg nimmt eine bizarre Wende. Er eskaliert zu einer Auseinandersetzung zwischen der Schweizer Bâloise (Basler) und der Signal Iduna. Der Grund: Die DR Kranken schließt sich der Iduna-Gruppe an, will aber die Kooperation mit den Bâloise-Töchtern DR Leben und DR Sach beibehalten.

Der Versicherungsverein DR Kranken liegt im Streit mit der Bâloise-Gruppe, dem Inhaber von DR Leben und DR Sach. Die DR Kranken selbst gehörte als Versicherungsverein nie zu Bâloise. Allerdings hatten bis Ende 2008 alle drei Ring-Gesellschaften trotz unterschiedlicher Rechtsformen einheitliche Vorstände und traten zudem als ein Konzern auf. Dann entließ die Bâloise die Vorstände bei DR Leben und DR Sach unter dem Vorsitzenden Wolfgang Fauter. Der Versicherungsverein DR Kranken behielt den Vorstand unter Fauter jedoch bei. Seither liegen Fauter und der Bâloise-Deutschland-Statthalter Frank Grund im Clinch.

Jetzt kommt Signal-Iduna-Chef Reinhold Schulte Fauter zu Hilfe. Gestern Morgen teilten DR Kranken und Signal Iduna mit, dass sich die DR Kranken mit den drei Obergesellschaften des mittelgroßen Versicherungskonzerns Signal Iduna zu einem Gleichordnungskonzern zusammenschließt. Ein Gleichordnungskonzern besteht aus Versicherungsvereinen, die – weil sie ihren Mitgliedern gehören – keinerlei Kapitalverflechtungen haben. Sie werden über Kooperationsverträge und ein gemeinsames Management gesteuert.

Bei der Kombination Signal Iduna mit DR Kranken werden die Vorstände aller vier Gesellschaften identisch aus denselben zehn Mitgliedern bestehen. Signal-Iduna-Chef Schulte agiert ab April auch als Vorstandsvorsitzender der DR Kranken, deren bisheriger Chef Fauter wird stellvertretender Vorstandschef aller vier Gesellschaften. Der neue Konzern hat dann zwei private Krankenversicherer, die Marken sollen unangetastet bleiben.

Auch nach dem Deal mit der Signal Iduna stellt die DR Kranken ihren Kooperationsvertrag mit DR Sach und DR Leben nicht infrage. „Der Organisationsvertrag bleibt bestehen. Die DR Kranken ist darüber in der Deutschen-Ring-Gruppe vernetzt, und das bleibt auch erst einmal so“, sagte Fauter der FTD. „Wir wollen weiter partnerschaftlich zusammenarbeiten.“

Signal-Iduna-Chef Schulte machte der Bâloise indirekt ein Angebot, die beiden Hamburger Gesellschaften zu kaufen. Bâloise wies dies umgehend zurück. An der Strategie für Deutschland ändere sich nichts. „Die Gesellschaften stehen nicht zum Verkauf“, hieß es bei Bâloise.

Künftig ist die DR Kranken Teil des viel größeren Signal-Iduna-Konzerns, teilt aber weiter Büros, Mitarbeiter und Vertriebe mit den beiden anderen DR-Gesellschaften – die Bâloise-Töchter und scharfe Rivalen der Signal Iduna sind.

Diese Situation sorgt für ein in der Assekuranz bisher unbekanntes Konfliktpotenzial. Schulte will von einer Kriegserklärung an die Bâloise aber nichts wissen. Der neue Konzern kommt auf 5,2 Mrd. Euro Beitragseinnahmen, er hat 12 500 Mitarbeiter und 43 Mrd. Euro Kapitalanlagen.

Quelle: Financial Times Deutschland


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