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Chubb bietet Piratenversicherung

Posted By Herbert Fromme On 11. Mai 2009 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

US-Versicherer übernimmt Lösegeld bei Entführungen · Reeder zahlen hohePreise

Von Friederike Krieger

und Herbert Fromme, Düsseldorf

Der US-Versicherer Chubb umwirbt deutsche Reeder mit speziellen Lösegeldpolicen. „Wir bieten seit Kurzem in Deutschland Kidnapping & Ransom-Policen an, mit denen die Reeder ihre Schiffe gegen Entführungen durch Piraten absichern können“, sagte Greg Bangs, zuständig in der Chubb-Führung für die sogenannten K&R-Policen, im FTD-Interview.

Damit reagiere Chubb auf die gesteigerte Gefahrenlage im Golf von Aden und an der Ostküste Somalias, wo allein im ersten Quartal 2009 61 Piratenangriffe gezählt wurden. „Aber auch in anderen Gebieten wie der Straße von Malakka und den Gewässern vor Nigeria benötigen Reeder Versicherungsschutz“, sagte Bangs.

Der Versicherer Chubb konkurriert hier mit der US-Gesellschaft AIG und der in Bermuda beheimateten Hiscox Gruppe. „Wir sind die Nummer drei im Markt“, sagte er.

Chubb zahlt nicht nur das Lösegeld, das bei großen Schiffen zwischen 3 Mio. $ und 5 Mio. $ betragen kann, sondern stellt den Reedern auch einen Krisenberater zur Seite. „Wir arbeiten mit der Ackerman Group und der Result Group zusammen“, sagte Bangs. Die Berater übernehmen die Verhandlungen mit den Entführern und organisieren die komplizierte Lösegeldübergabe. „Die Piraten verlangen oft, dass ein Helikopter das Geld über dem gekaperten Schiff abwirft“, erklärte er.

Die Krisenmanager beraten auch bei der Prävention. „Stacheldraht an der Reling zu befestigen hat sich als sehr nützlich erwiesen“, sagte Bangs. Von der Bewaffnung der Crew hält er nichts. „Die Seeleute sind im Umgang mit Waffen nicht ausgebildet. Da kann es leicht zu Unfällen kommen.“ Er würde es aber begrüßen, wenn Soldaten auf Schiffen mitfahren.

In der Police ist eine Haftpflichtdeckung enthalten, die leistet, wenn ein Crewmitglied Schadensersatz fordert. Das war nach der Entführung der „Maersk Alabama“ im April geschehen. Der erste Steward Richard Hicks verklagte seinen Arbeitgeber, weil der keine ausreichenden Schutzmaßnahmen habe.

Reeder können die Police mit einer Laufzeit von einem Jahr für ihre Flotte oder für Reisen einzelner Schiffe abschließen. „Die meisten Kunden entscheiden sich für die Versicherung einzelner Reisen. Das ist für sie meist kosteneffizienter“, sagt Bangs. Preise will Bangs nicht nennen. Laut Versicherungsmakler Aon zahlen Reeder für eine K&R-Deckung über 3 Mio. $ für eine Fahrt durch den Golf von Aden rund 30 000 $.

Chubb bietet auch konventionelle Entführungs- und Lösegeldpolicen an, mit denen Firmen Manager absichern können. „Viele Unternehmen kaufen K&R-Policen aber nicht allein, um sich vor einer Entführung zu schützen, sondern weil die Versicherungen auch bei Erpressung leisten.“ Insbesondere im IT-Bereich nehme dies zu. „Immer mehr Firmen werden Virenattacken angedroht“, sagte er. „Oder Hacker entwenden sensible Firmendaten und erpressen so das Unternehmen.“ Das Geschäft ist hart umkämpft. Vor allem AIG unterbiete die Marktpreise derzeit stark, beklagte Bangs.

Quelle: Financial Times Deutschland


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