Industrie warnt Assekuranz vor Preisabsprachen

Verband greift deutsche Versicherer frontal an

Von Herbert Fromme, Bonn

Die Industrie befürchtet, dass die Versicherungswirtschaft trotz großer Probleme ihrer Kunden mit Macht Preiserhöhungen durchsetzen will. Der Deutsche Versicherungsschutzverband (DVS) beklagte bei seiner Hauptversammlung, dass sich „bestimmte Verhaltensweisen mit schöner Regelmäßigkeit wiederholen“. Der DVS vertritt 1800 Unternehmen und Gemeinden. Im Vorstand sind ABB, BASF, Bertelsmann, Continental, Deutsche Bank, Eon, K+S und Siemens vertreten.

DVS-Geschäftsführer Günter Schlicht sagte, die Assekuranz probe gerade ihr Klagelied und spreche unisono von dringend nötigen Preisanhebungen und der Unvernunft in den eigenen Reihen. „Das ist eine Marktsituation, die in der Vergangenheit Wettbewerbsprobleme beschert hat“, sagt Schlicht. Er verwies auf den zurzeit stattfindenen Kartellprozess in Düsseldorf, bei dem es um Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht vor neun Jahren geht. Auch damals wollten die Versicherer unbedingt höhere Preise erzielen. „Alles, was auch nur entfernte Ähnlichkeit mit gleichförmigen Verhaltensweisen der Versicherer hat, sollte endgültig vom Tisch sein“, warnte Schlicht. Er begrüßte die Initiative der EU, die Freistellung der Industrieversicherer vom Kartellverbot ab 2010 in weiten Teilen nicht zu verlängern.

Seit fünf Jahren sinken die Preise. Die Assekuranz argumentiert, wegen steigender Schäden und der Finanzkrise seien Erhöhungen nötig. Das sei nicht gerechtfertigt, so Schlicht. „Erheblichen Teilen der Wirtschaft geht es außerordentlich schlecht.“

Preiserhöhungen würden ohnehin verpuffen, sagte der DVS-Vorsitzende und Siemens-Versicherungschef Stefan Sigulla. Alle müssten sparen. Im Gesamtmarkt gebe es einen Trend „weg vom Versichern nach Risiko und hin zum Versichern nach Budget“. Wenn der Versicherer 110 000Euro statt 100 000 Euro fordere, antworteten viele Unternehmen mit der Frage, wie viel Schutz sie für 80 000Euro bekämen.

Heftig kritisierte Schlicht die Kündigung von Strafrechtsschutzpolicen für Banken durch einige Versicherer. „Das hat weder den Instituten noch uns gefallen.“ Auch die restriktivere Haltung der Kreditversicherer monierte der DVS.

Quelle: Financial Times Deutschland

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