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Versicherer fürchten Inflation

Posted By Friederike Krieger On 2. Juni 2009 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Bei Geldentwertung verlieren auch Rückstellungen an Wert

Von Friederike Krieger

und Marlene Vos, Köln

Kommt es zu einer Inflation, dann müssen sich die Versicherer laut Experten auf gravierende Folgen für ihr Geschäft einstellen. „Wenn es zu einer Inflation kommt, verlieren die Rückstellungen an Wert, gleichzeitig steigen aber wegen der Geldentwertung die Kosten für Schäden“, sagte Manfred Seitz auf dem Rückversicherungssymposium der Fachhochschule Köln. Seitz ist Regionalchef Europa bei Warren Buffetts Berkshire Hathaway. Markus Hofmann, Vorstandsmitglied des Axa-Konzerns, sagte, eine Inflation von zehn Prozent oder mehr könne sogleich die nächste Krise für die Versicherer bedeuten.

Versicherer haben Milliarden an Schadenreserven für lang laufende Risiken aufgebaut, vor allem für Haftpflichtschäden – für die Spätfolgen eines fehlerhaften Medikaments oder jahrzehntelang fällige Pflegekosten für Verkehrsopfer. Wenn durch die Inflation der Schadenaufwand scharf ansteigt, reichen die Reserven nicht mehr aus.

Auch aktuell bereitet die Krise Probleme. Torsten Jeworrek, Vorstand der Münchener Rück, geht davon aus, dass die Erstversicherer viel stärker betroffen sein werden, als dies die Zahlen des ersten Quartals vermuten lassen. „Die Prämieneinnahmen fallen deutlich“, sagte er. „Dies wird aber nicht vor Ende des Jahres sichtbar werden.“ Dazu kämen Schadenwellen in der Managerhaftpflicht und weitere Folgen.

Michael Pickel, Vorstandsmitglied der Hannover Rück, erwartet als Folge der Verwerfungen höheren Kapitalbedarf der Gesellschaften. „Börsennotierte Erstversicherer werden versuchen, im dritten Quartal ihr Eigenkapital zu erhöhen“, sagte er. „Wer das nicht kann, wird mehr Rückversicherungsschutz kaufen.“

Die deutsche Industrie ist besorgt, dass es durch das Abschmelzen von Eigenkapital zu Kapazitätsengpässen bei den Versicherern kommt. Da seien die Rückversicherer den industriellen Endkunden willkommen, sagte Jurand Honisch, Versicherungschef der Bertelsmann-Gruppe, die an der FTD beteiligt ist. „Es gibt zunehmend Kapazitätsprobleme, besonders bei neuen Technologien und Risiken. Der Risikoappetit der Rückversicherer ist da weit größer als der der Erstversicherer.“

Quelle: Financial Times Deutschland


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