Allianz scheitert im Internet

Spezialversicherer Allianz 24 wird geschlossen

Von Herbert Fromme, Köln

Der Versicherungskonzern Allianz schließt nach FTD-Informationen seinen deutschen Internetanbieter Allianz 24. Das Unternehmen hat bereits alle Kooperationsverträge mit Online-Vergleichsportalen gekündigt. Künftig müssen Kunden deutlich teurer über die normale Allianz-Website abschließen. Im Billigsegment will der Konzern europaweit mit einem neuen Anbieter auftreten, der aber auf keinen Fall die Marke Allianz verwenden soll.

Damit ist die seit 2005 verfolgte Onlinestrategie des Marktführers gescheitert. Der Konzern hatte versucht, unter einer Marke ein Hochpreisangebot über Vertreter und einen Billigtarif im Internet anzubieten.

Heftiger Preiskrieg

Ein Sprecher der Allianz Deutschland bestätigte, dass Allianz 24 nicht fortgeführt wird. „Der klassische Konflikt der Vertriebskanäle spielt dabei eine große Rolle“, sagte er. Damit bezog er sich auf den anhaltenden Widerstand der 10 000 Allianz-Vertreter. Sie hatten sich vehement gegen die Konkurrenz aus dem eigenen Haus zur Wehr gesetzt, die mit Preisen von 20 Prozent bis 30 Prozent unter den regulären Angeboten auftrat.

Die Versicherer liefern sich seit fünf Jahren einen heftigen Preiskampf in der Autoversicherung. Sie ist mit 20 Mrd. Euro Jahresprämie die größte Sparte außerhalb der Lebens- und der Krankenversicherung. Die Allianz verliert dabei seit Jahren Boden und versichert inzwischen deutlich unter neun Millionen Fahrzeuge. Rivale HUK-Coburg kommt mit mehr als 8,1 Millionen dem Marktführer immer näher. Beim Preiskampf sind besonders die Onlineanbieter aggressiv und gewinnen stetig Marktanteile.

Der HUK-Ableger HUK24 hat inzwischen mehr als eine Million Fahrzeuge versichert, er sorgt im Wesentlichen für das Wachstum der Gruppe. Allianz 24 blieb mit 300 000 weit dahinter zurück und konnte die Verluste von Marktanteilen des Konzerns nicht aufhalten. Dazu kommt, dass der Konkurrenzdruck im Internet zu schlechten Ergebnissen bei den meisten Onlineanbietern führt. Nur wer wie HUK24 seit Jahren dabei ist und große Volumen verarbeitet, kann halbwegs vernünftige Zahlen vorweisen.

Im September ist Schluss

Trotzdem ist der Zug ins Internet ungebrochen. Seit 2008 mischt R+V24 auf dem Markt mit. Auch HDI-Gerling, Axa, Direct Line, Cosmos und Admiral kämpfen online um Kunden. Vergleichsportale, die pro Vermittlung oft 100 Euro kassieren, spielen dabei eine große Rolle.

Allianz 24 hingegen wird Mitte September vom Netz gehen. Dann können die Kunden Allianz-Policen im Internet nur noch zu deutlich höheren Preisen abschließen, die voraussichtlich kaum zehn Prozent unter dem Standardpreis liegen werden. Das ist auf Allianz.de oder auf den Seiten der Vertreter möglich. In jedem Fall erhält ein Vertriebsmann die Provision. Denn wer online abschließt, wird nach der Adresse einem Vertreter zugeordnet.

Quelle: Financial Times Deutschland

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