Traditionspolice zieht nicht mehr

Zahl der Lebensversicherungsverträge mit regelmäßigem Beitrag bricht ein

Die Bestände der deutschen Lebensversicherer sind im ersten Halbjahr 2009 weiter geschrumpft. Zwar haben die Anbieter nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ihre Beitragseinnahmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,6 Prozent auf 38,1 Mrd. Euro gesteigert. Gewachsen sind die Einnahmen aber nur bei den Policen mit einmaliger großer Beitragszahlung.

Die Assekuranz profitiert beim sogenannten Einmalbeitragsgeschäft offenbar von der Verunsicherung vieler Anleger. In den ersten sechs Monaten verkauften die Lebensversicherer 590 000 dieser Verträge, die Einnahmen in diesem Segment stiegen um 44 Prozent auf 8,5 Mrd. Euro. Das ist laut GDV historischer Höchststand. Mit einem Anteil von 60 Prozent floss das meiste Kapital in einen Vertrag über eine sofort oder später beginnende Rente. „Diese Zahlen verdeutlichen das Vertrauen der Anleger in die Stabilität der deutschen Lebensversicherung“, sagte Peter Schwark von der Hauptgeschäftsführung des GDV.

Bei Verträgen gegen eine laufende Prämie gingen die Beitragseinnahmen um ein Prozent auf 29,5 Mrd. Euro zurück. Das heißt, es liefen mehr Verträge aus oder wurden gekündigt als neue abgeschlossen. Das Neugeschäft brach stark ein. Im vergangenen Jahr ist die letzte Stufe der Riester-Förderung in Kraft getreten, was bei Vergleichen zu groben Verzerrungen führt. Doch auch ohne diesen Effekt ist das Neugeschäft in den ersten sechs Monaten um zehn Prozent gesunken. Im zweiten Quartal fiel es allerdings mit zwei Prozent weitaus weniger stark als im ersten.

Der GDV wertet den Geschäftsverlauf als „starkes erstes Halbjahr“. Vermittler sehen das anders. „Wo der GDV seinen Optimismus hernimmt, ist mir ein Rätsel“, sagte Michael Heinz, Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute. „Die Personenversicherung läuft sehr schlecht.“ Kunden wünschten zwar eine umfangreiche Beratung. „Aber sie zögern Abschlüsse hinaus“, sagte er.

Dabei leiden die Lebensversicherer nicht nur darunter, dass Verbraucher sich aufgrund der Krise zurückhalten. Ihre Bestände schrumpfen bereits seit Jahren. 2004 hatten sie noch 94,9 Millionen Policen in den Büchern, 2008 nur noch 92,8 Millionen. Der Neuzugang in der Lebensversicherung inklusive Pensionskassen und Pensionsfonds sank 2008 um 12,5 Prozent auf 6,9 Millionen Verträge.

Die Branche hat noch keinen Ersatz für den einstigen Verkaufsschlager Kapitallebensversicherung gefunden. Für Verträge, die bis 2005 abgeschlossen wurden, mussten Kunden auf den Ertragsanteil keine Abgaben an den Fiskus leisten. Nach dem Boomjahr 2004 brachen die Verkaufszahlen ein. Zwar setzen die Versicherer seitdem stark auf die staatlich geförderte private Altersvorsorge. Aber auch hier sind die fetten Jahre vorbei. 2008 sank der Neuzugang an Riester-Verträgen um 24,1 Prozent auf 1,6 Millionen Policen.

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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