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Bankenkrise bringt der Assekuranz kein Geschäft

Posted By Friederike Krieger On 17. September 2009 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Chef der Axa Deutschland sieht Versicherer bei Transparenz und Kundennähe inder Pflicht · Gothaer warnt vor Absicherungskosten

Von Friederike Krieger, Köln

T rotz der Schwierigkeiten der Banken kann die Versicherungswirtschaft nach eigenen Angaben nicht von der Krise profitieren. „Die Rahmenbedingungen sprechen für positive Entwicklungen im Lebensversicherungsbereich“, sagte Axa-Chef Frank Keuper auf dem Versicherungsgipfel des Magazins Capital. „Doch das hat sich bisher nicht bewahrheitet“, sagte er.

Durch die Krise sollte der Bedarf nach Absicherung und stabilen Geldanlagemöglichkeiten eigentlich steigen. Das Geschäft mit klassischen Rentenpolicen ist im ersten Halbjahr aber um rund 30 Prozent eingebrochen. Lediglich das Geschäft gegen Einmalbeitrag stieg um 44 Prozent auf 8 Mrd. Euro. Profitiert haben von dieser Entwicklung vor allem Versicherer, die mit Banken zusammenarbeiten.

Rund 50 Prozent der Einmalbeiträge haben Kreditinstitute an Versicherer vermittelt. Auf den Ergebnissen bei Einmalbeiträgen darf sich die Assekuranz Keuper zufolge nicht ausruhen. Mit Zertifikaten wurde trotz der schlechten Erfahrungen von Kunden mit Lehman-Papieren genauso viel umgesetzt.

Keuper führt die Nachfrageschwäche auf einen Mangel an Vertrauen zurück. „Dass wir die Krise relativ unbeschadet überstanden haben, ist bei den Kunden nicht angekommen“, sagte Keuper. „Wir fühlen uns nur besser, weil es den Banken schlechter geht.“ Das Image der Versicherungsbranche sei aber in den Augen der Kunden schlechter als das der Banken. „Auch die ambivalenten Bewertungen der Riester-Rente haben zusätzliche Unsicherheit verursacht.“

In Zukunft müsse sich die Assekuranz intensiver mit dem Bedarf der Kunden beschäftigen. „Wir haben uns in der Vergangenheit zu wenig um ältere Kunden bemüht und sind zu stark auf den langfristigen Aufbau einer Altersvorsorge in jungen Jahren eingegangen“, sagte er. Die Versicherungsbranche müsse zudem transparenter werden und die Kunden aktiv ansprechen. „Wir dürfen uns nicht in die Defensive drängen lassen.“

Komplexe Produkte wie Variable Annuities (VA) sind nach Ansicht von Werner Görg, Vorstandsvorsitzender der Gothaer, der falsche Weg. Das sind fondsgebundene Verträge, bei denen dem Kunden einmal erreichte Wertsteigerungen für die gesamte Vertragslaufzeit gutgeschrieben werden. Um dieses Versprechen geben zu können, kauft der Versicherer bei Banken Garantien ein. Die Kosten des sogenannten Hedgings haben bei einigen, unter anderem der Axa, zu hohen Belastungen geführt.

„Variable Annuities sind in ihrer Komplexität dem Kunden nicht darstellbar“, so Görg. Ihren Beratungspflichten könnten Vermittler bei VA nicht nachkommen. Auch der notwendige Hinweis, dass keine deutsche, sondern eine ausländische Gesellschaft für die Garantien einsteht, schrecke die Kunden ab.

Quelle: Financial Times Deutschland


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