Im Chemiegürtel hält sich der Optimismus

Konzerne schließen trotz Krise Kündigungen aus

Eines der jüngsten Wahrzeichen der Stadt Köln trägt paradoxerweise den Namen eines Leverkusener Unternehmens: „Lanxess-Arena“. Das Stadion, das 1998 eröffnete, ist die größte Veranstaltungshalle Deutschlands. Die Kölner nennen es allerdings wegen des geschwungenen Bügels über dem Dach gern „Henkelmännchen“.

Als der Spezial-Chemiehersteller Lanxess 2008 die Namensrechte erwarb, stand der Umzug der Konzernzentrale nach Köln so gut wie fest. Geplant ist die Übersiedlung zwar noch immer, aber wann sie stattfindet, ist offen. Die Wirtschaftskrise hat Lanxess einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Das Unternehmen produziert die Farbe, mit der der Eiffelturm zum 120. Geburtstag neu angestrichen wurde. Außerdem Veredelungsmittel für die Lederindustrie und viele andere Vorprodukte für die weiterverarbeitende Industrie. Geht es der schlecht, spürt das auch der Lieferant. 2008 kam Lanxess noch auf einen Umsatz von 6,58 Mrd. Euro. Zuletzt ging er um rund 20 Prozent zurück. Andere in der Nachbarschaft traf es noch härter.

Lanxess ist Teil des dichten Chemiegürtels, der Köln umgibt. Hier sitzen unter anderem Bayer, Shell mit der größten Raffinerie Deutschlands, Evonik und Ineos. Der Arbeitgeberverband Chemie Rheinland hat 230 Mitglieder, in der Region arbeiten 80 000 Beschäftigte in dieser Branche. Etwa 80 Prozent der Erzeugnisse fließen als Vorprodukte in die Verarbeitung anderer Branchen. Fahren die ihre Kapazitäten herunter, leidet auch die Chemieindustrie.

Lanxess beschäftigt weltweit 14 335 Mitarbeiter, davon 6700 im Rheinland. „Wir versuchen, die Krise ohne Kündigungen zu überbrücken“, sagt Sprecher Frank Grodzki. Das Management hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen – zum Beispiel Wartungsarbeiten vorgezogen. Die wöchentliche Arbeitszeit wurde von 37,5 Stunden auf 35 reduziert, auch Führungskräfte verzichten auf einen Teil ihres Gehalts.

„Im Vergleich zu anderen Branchen hat die Chemie die Krise relativ gut abgefedert“, sagt Detlev Sachse von der Industrie- und Handelskammer Köln. Ein Grund dafür sei die Internationalität der Branche, ein anderer ihre Produktepalette: „Die Kölner Chemie ist unglaublich vielfältig.“

Auch Arbeitnehmervertreter sind verhalten zuversichtlich. „Die Branche wird die Krise glimpflich überstehen“, sagt Wolfgang Blossey von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE). Auch wenn die Beschäftigten in vielen Betrieben noch kurzarbeiten müssten, sei bereits eine leichte Erholung spürbar. Abgesehen von einigen kleineren Automobilzulieferern werden die Betriebe keine Arbeitsplätze abbauen, sagt er.

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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