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Zusatzbeitrag kommt auf breiter Front

Posted By Herbert Fromme On 21. Dezember 2009 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Einzug der Pauschale treibt Verwaltungskosten hoch

Von Herbert Fromme

und Laura Schon

Schlechte Nachrichten für viele der rund 70 Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland. Sie müssen demnächst zusätzlich zu ihrem mit dem Gehalt eingezogenen Beitrag für die Krankenkasse eine Prämie zahlen. „2010 werden fast alle großen Kassen mit finanziellen Defiziten zu kämpfen haben“, sagt Jörg Bodanowitz von der Deutschen Angestellten-Krankenkasse. Das Defizit in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) liegt insgesamt bei rund 4 Mrd. Euro. Einige Kassen erwirtschaften allerdings auch Überschüsse, die sie an ihre Versicherten auszahlen.

Seit Anfang 2009 bekommen die Krankenkassen Geld aus dem Gesundheitsfonds zugewiesen, der die Beiträge von Versicherten und Arbeitgebern einzieht. Anders als früher legt die Politik einen einheitlichen Beitragssatz fest, die Kassen können Defizite nicht mehr durch ein Anheben des Beitragssatzes ausgleichen.

Reichen die aus dem Fonds zugewiesenen Mittel nicht aus, muss eine Kasse eine Zusatzprämie einziehen. Deren Höhe ist im Gegensatz zum regulären Beitrag nicht einkommensabhängig, sondern für alle Mitglieder gleich hoch. Außerdem müssen allein die Versicherten die Pauschale zahlen, die Arbeitgeber beteiligen sich nicht.

Bislang hat mit der Gemeinsamen Betriebskrankenkasse (GBK) Köln nur eine einzige Kasse in Deutschland einen solchen Zusatzbeitrag eingeführt. Sie musste Behandlungskosten in Millionenhöhe für zwei Versicherte schultern, die an einer besonders schweren Form der Bluterkrankheit leiden. Seit Juli 2009 nimmt sie pro Monat 8 Euro zusätzlich.

In der Branche ist man sich einig, dass im ersten Quartal 2010 rund 25 Kassen folgen und im Laufe des Jahres bis zu 100 weitere hinzukommen. Im Jahr 2011 wird ihre Zahl wahrscheinlich noch weiter steigen.

Hohe Kosten durch Einzug

Einen großen Teil des Geldes, das die Kassen mit dem Zusatzbeitrag einnehmen, werden sie allerdings für Verwaltungskosten ausgeben – schließlich kommt das Geld nicht wie der normale Beitrag über die Arbeitgeber. „Für die Kassen ist es sehr teuer, den Zusatzbeitrag einzuziehen“, sagt Reiner Will, Chef der Kölner Ratingagentur Assekurata. Sie müssten erst die entsprechende Infrastruktur aufbauen. Einige IT-Anbieter haben die Marktlücke bereits entdeckt und bieten Kassen ihre Dienste an.

Nur wenige haben das Glück, sich darüber nicht den Kopf zerbrechen zu müssen. Es gibt Kassen mit Überschüssen, die sie ausschütten können. Neben der Betriebskrankenkasse BKK ALP Plus und der BKK G&V gehört die HKK dazu, die frühere Handelskrankenkasse. Die Kasse steht besser da, weil sie eine schlanke Verwaltung hat, sagt Vorstand Michael Lempe. „Im Vergleich zu anderen Kassen unserer Größe sparen wir rund 5,3 Mio. Euroan Verwaltungskosten“, sagt Lempe.

Quelle: Financial Times Deutschland


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