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US-Makler dürfen wieder Sonderprovisionen nehmen

Posted By Herbert Fromme On 18. Februar 2010 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Aufseher heben Verbot auf · Anbieter versprechen Verzicht

Von herbert fromme, köln

D ie drei weltgrößten Versicherungsmakler dürfen in ihrem Heimatmarkt USA wieder umsatzabhängige Sonderprovisionen kassieren, die seit 2004 verboten waren. Darauf haben sich die Makler Marsh, Aon und Willis mit den Aufsichtsbehörden der Staaten New York, Illinois und Connecticut verständigt. Der viertgrößte Makler Arthur J. Gallagher hatte sich bereits 2009 mit den Behörden geeinigt. Im Gegenzug müssen sie Kunden – vor allem Großfirmen – die entsprechenden Zahlungen offenlegen.

Die „Contingent Commissions“, die allein bei Marsh 2003 fast die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmachten, waren durch einen Skandal in Verruf geraten, den der damalige New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer aufgedeckt hatte. Marsh hatte Geschäft zu überhöhten Preisen an einzelne Versicherer gelenkt, um bei ihnen bestimmte Umsatzziele zu erreichen und damit die geheimen Provisionen zu kassieren. 2004 musste Marsh 850 Mio. $ Strafe zahlen, die Zahlungen wurden verboten – aber nur für die größten Makler.

Vor zwei Jahren beantragten die Makler die Aufhebung mit dem Hinweis auf Chancengleichheit mit kleineren Anbietern. Die Großkunden aus Industrie und Gewerbe, denen Makler Versicherungsschutz vermitteln, kritisierten, Contingent Commissions würden unweigerlich zu Interessenkonflikten führen.

Jetzt sind die Provisionen wieder erlaubt – und die drei Makler versprechen, sie gar nicht mehr nutzen zu wollen. Anders Gallagher, der 10 Mio. $ an zusätzlichen Umsätzen erwartet. Doch der Selbstverpflichtung von Marsh, Aon und Willis wird in der Branche kaum Glauben geschenkt – zu groß ist der Umsatz- und Ertragsdruck, der sie belastet. Die Prämien in der Industrieversicherung sinken, zudem gehen in der Krise die versicherten Werte zurück. Großkonzerne, die gegen Gebühr die Dienstleistungen von Maklern beanspruchen, drücken ebenfalls die Preise.

Kein Freund solcher Instrumente ist der Deutsche Versicherungs-Schutzverband (DVS), der Industriefirmen in Versicherungsfragen vertritt. „Contingent Commissions gehen überhaupt nur, wenn vollständige Transparenz gewährleistet ist“, sagt Geschäftsführer Philipp Andreae. Entwarnung gibt er für Deutschland: „Wir haben keine Erkenntnisse, dass solche Sonderprovisionen in Deutschland gefordert oder gezahlt werden.“

Quelle: Financial Times Deutschland


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