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Milliardenschaden für Versicherer

Posted By Friederike Krieger On 3. Mai 2010 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Policen für das Bohren auf hoher See dürften deutlich teurer werden

Von Friederike Krieger, Köln

Auf die Assekuranz kommen nach dem Untergang der „Deepwater Horizon“ hohe Kosten zu. Die Rückversicherer Partner Re und Hannover Rück sowie der Erstversicherer Allianz schätzen den versicherten Gesamtschaden auf über 1 Mrd. $. Der bislang größte Schaden in der Offshore-Ölförderung entstand aus der Explosion der „Piper Alpha“-Plattform in der Nordsee im Jahr 1988. 167 Menschen starben; der versicherte Schaden belief sich auf 3,4 Mrd. $.

Ölbohrfirmen und Plattformbetreiber sind über mehrere Policen gegen solche Unglücke versichert. „Zum einen sind die Plattformen meist mit einer All-Risk-Deckung gegen Beschädigungen jeder Art versichert“, sagte Ingo Peters vom Versicherungsmakler Aon. Transocean, der Eigentümer der „Deepwater Horizon“, hat die Plattform nach eigenen Angaben für rund 560 Mio. $ versichert.

Daneben gibt es noch sogenannte Control-of-Well-Policen, die zahlen, wenn bei der Bohrung etwas schiefgeht. Gedeckt sind die Kosten für das Verschließen des Bohrlochs und die spätere Wiederherstellung. Die Versicherungssumme kann je nach Region bis zu 300 Mio. $ betragen. Oft ist hier auch schon eine Haftpflichtdeckung gegen Umweltschäden integriert.

Bei der „Deepwater Horizon“ erwartet Aon keine hohen versicherten Schäden aus der Ölverschmutzung. Für das Gros müsse die Ölfirma BP geradestehen, für die Transocean das Loch gebohrt hat. „Transocean muss die Todesfälle bei der Explosion verantworten und die ausgelaufenen Brennstoffe für den Betrieb der Plattform“, erklärte Uwe Springhorn von Aon. BP sei dafür verantwortlich, das Bohrloch wieder unter Kontrolle zu bringen, und hafte auch für Schäden, die das aus dem Loch austretende Öl anrichte. Anders als die zwei weiteren Mitglieder des Betreiberkonsortiums, Anadarko und Mitsui, sichert BP solche Schäden nicht bei der Assekuranz ab.

Transocean und die Partner von BP seien überwiegend über den Londoner Versicherungsmarkt Lloyd’s versichert, sagte Peters: „Die deutschen Erstversicherer betrifft das Unglück daher kaum.“ Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), der Industrieversicherer der Allianz, rechnet nur mit maximal 500 000 Euro Schaden. Bei den deutschen Rückversicherern sieht es anders aus: Die Munich Re erwartet Schäden im hohen zweistelligen Millionen-Dollar-Bereich, die Hannover Rück geht von einer Nettoschadenbelastung von rund 40 Mio. Euro aus.

Das Unglück wird nun die Versicherungsprämien im Offshore-Energy-Bereich verteuern. Die Policen sind derzeit noch recht günstig zu haben. „Die Prämien belaufen sich in diesem Markt weltweit auf gerade mal 2 Mrd. $ bis 3 Mrd. $“, sagte ein AGCS-Sprecher. Auch Peters von Aon rechnet jetzt mit Preissteigerungen. „Vor allem für Ölbohrfirmen wie Transocean sind starke Erhöhungen zu befürchten“, sagte er.

Quelle: Financial Times Deutschland


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