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Axa-Chef übt Pauschalkritik an Aufsehern

Posted By Herbert Fromme On 28. Mai 2010 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Amerikaner seien zu lasch, Europäer zu undifferenziert

Von Herbert Fromme, Suduiraut

Die USA haben nach Ansicht des Axa-Chef Henri de Castries bei der Reform ihrer Finanzaufsicht nicht hart genug durchgegriffen. Dagegen hätten es die Europäer übertrieben, weil sie bei der Regulierung der Finanzinstitute zu pauschal vorgegangen sei und so Wachstum abgewürgt habe. „Kann es in den USA erneut zu einem Fall wie AIG kommen? Eindeutig ja“, sagte de Castries am Donnerstag vor Journalisten. „Ein Grund liegt darin, dass es kein einheitliches Aufsichtssystem gibt“, sagte der Chef des zweitgrößten europäischen Versicherers.

Der einst weltgrößte Versicherer AIG konnte im Herbst 2008 nur mit massiver Staatshilfe vor dem Kollaps gerettet werden. Allerdings hatte sich der Konzern mit Kreditausfallversicherungen verspekuliert – ein Bereich, der nicht gerade zu den Kerngeschäften eines Versicherers gehört.

In Europa gäben Aufseher dagegen der Versuchung nach, wegen der Krise einfach höhere Kapitalunterlegungen für Banken und Versicherer zu verlangen, auch wenn das in den meisten Fällen nicht erforderlich wäre, sagte de Castries. Das sei teuer für die Volkswirtschaften. „Kapital, das in Banken angelegt wird, fehlt woanders.“ Völlig falsch sei es, Banken und Versicherer dabei gleich zu behandeln. „Wir Versicherer sind eigentlich natürliche Langfristanleger auch in Aktien. Aber die Regeln treiben uns aus dieser Anlageform“, kritisierte de Castries. Die Einführung der als Solvency II bekannten neuen Eigenkapitalregeln sei nötig, dürfe aber das Geschäftsmodell nicht unterlaufen.

Axa habe auch in der aktuellen Krise keine Probleme mit der Kapitalausstattung. In griechischen Anleihen sei der Konzern nur mit 500 Mio. Euro investiert. Die Abstufung von „AA“ auf „AA-“ durch Standard & Poor’s im März schmerze Axa nicht, sagte er. „Wir hatten jahrelang bis 2007 ein ,AA-` und haben damit gut gearbeitet.“

De Castries warnte davor, Umsatzchancen nur in Wachstumsmärkten wie Indien, China, Brasilien oder Russland zu sehen. Das sei heute eine Mode, wie Versicherer vor zehn Jahren ihr Heil im Kauf von Banken sahen. „Auch in den etablierten Märkten gibt es genügend Nischen, in denen man Geld verdienen kann.“ Er nannte Lebenspolicen mit Garantien, sogenannte Variable Annuities, und private Pflegeversicherungen.

Quelle: Financial Times Deutschland


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