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Früher Lappen kann Geld sparen

Posted By Redaktion On 1. September 2010 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Führerscheinneulinge mit 17 Jahren zahlen weniger für ihre Versicherung, wenndie Eltern ihre Policen entsprechend aufstocken

Fahranfänger, die für ihr erstes eigenes Auto einen Versicherungsvertrag abschließen, müssen dafür meistens eine siebenmal höhere Prämie zahlen als langjährige schadenfreie Autofahrer. Wegen der hohen Unfallgefahr wollen viele Versicherer Führerscheinneulingen am liebsten gar keine Police verkaufen und schrecken sie mit hohen Prämien ab. Für die Gruppe – und vor allem für die zahlenden Eltern – ist aber Besserung in Sicht. Mit dem Modell „Begleitetes Fahren ab 17“ können Jugendliche nicht nur früher hinters Steuer, sondern auch sparen.

In vielen Regionen Deutschlands können junge Leute bereits heute im Alter von 16 Jahren Fahrstunden nehmen und mit 17 ihre Führerscheinprüfung ablegen. Anders als bislang müssen sie mit dem Fahren nicht bis zum 18. Geburtstag warten. Sie dürfen in Begleitung bestimmter Personen in deren Auto – in der Regel das der Eltern – fahren. Begleitpersonen müssen mindestens 30 Jahre alt sein und fünf Jahre eine Fahrerlaubnis besitzen. Sie dürfen nicht mehr als drei Strafpunkte in Flensburg haben. Nachdem Modellprojekte erfolgreich verlaufen sind, führt Verkehrsminister Peter Ramsauer (CDU) das Programm bundesweit zum 1. Januar 2011 ein.

Eltern, die mit ihrem Nachwuchs das begleitete Fahren praktizieren wollen, müssen das ihrem Kfz-Versicherer melden. Manche Anbieter verlangen keinen Aufpreis, das ist bei der ADAC Versicherung und der Gothaer der Fall. Bei anderen muss der Kunde einen Aufschlag auf die Grundprämie zahlen. Dazu gehören die Direktversicherungstochter der Gothaer Asstel und die Allianz. Die Angebote der Versicherer unterscheiden sich stark.

„Die Gesellschaften sind sich noch nicht einig, wie wichtig die Absolventen des begleiteten Fahrens für das Geschäft sind“, sagt Deliana Toschmakov vom Vergleichsportal Toptarif. Bei fast allen Versicherern, die einen Aufschlag für das begleitete Fahren nehmen, ist der erheblich niedriger als die Prämie, die der junge Fahranfänger für eine eigene Police zahlen müsste. Häufig zahlen Teenager 240 Prozent der Grundprämie für Kfz-Policen. Die meisten erfahrenen Autofahrer zahlen wegen langer schadenfreier Jahre deutlich weniger.

Nach einer Studie des Bundesamts für Straßenwesen ist die Unfallquote von Anfängern, die begleitet unterwegs sind, um 19 Prozent niedriger als bei Alleinfahrern. „Deshalb wollen die Versicherer das begleitete Fahren mit den günstigen Sondertarifen fördern“, sagt ein Sprecher der ADAC Auto-Versicherung.

Der Schutz für das begleitete Fahren kann je nach Anbieter bis zum 23. Lebensjahr verlängert werden, wenn Sohn oder Tochter weiter bei den Eltern mitfahren. Baut der Nachwuchs einen Unfall, werden die Eltern in eine höhere Schadenfreiheitsklasse eingestuft und müssen mehr zahlen. Steigt der Fahranfänger auf ein eigenes Auto um, kann er bei vielen Anbietern unfallfreie Zeiten auf den Schadenfreiheitsrabatt der eigene Police anrechnen lassen.

Bekommt das Kind mit 18 ein eigenes Auto, ist der Versicherungsschutz billiger, wenn der Sprössling in Begleitung fährt. Der ADAC honoriert das, indem er Anfänger nicht wie üblich in die teure Schadenklasse null einstuft, sondern in die günstigere eins. Meldet der Neuling einen eigenen Wagen an, ist der Abschlag aber mit Auflagen verbunden. „Wir schreiben dem Fahranfänger vor, dass sein Auto nicht mehr als 115 PS haben und nicht älter als zwölf Jahre sein darf“, sagt der Sprecher der ADAC Autoversicherung. Wer in den ersten zwölf Monaten nach Abschluss der Police freiwillig an einem Verkehrssicherheitstraining des ADAC teilnimmt, bekommt zusätzlichen Rabatt auf die Prämie. Die Teilnahme an einem solchen Training kostet rund 40 Euro.

Eltern von Fahranfängern bietet sich noch eine andere Möglichkeit, den Preis für die Kfz-Police zu drücken. „Ein Trick ist, das Auto des Fahranfängers als Zweitwagen der Eltern zu versichern“, sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten. In dem Fall stuft der Versicherer den Halter in eine bessere Schadensfreiheitsklasse ein. Der Kunde muss niedrigere Prämien zahlen als der Fahranfänger, der sich selbst versichert. Fährt der Neuling einige Jahre unfallfrei, rechnet ihm der Versicherer die schadenfreie Zeit auf seine spätere eigene Police an.

Laura Schon

und Anne-Christin Gröger

Quelle: Financial Times Deutschland


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