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Rückschlag für Coface-Ratingpläne

Posted By Herbert Fromme On 13. Dezember 2010 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Start auf unbestimmte Zeit verzögert // Antragsverfahren in acht Ländernausgesetzt

Herbert Fromme , Köln

Der Markteintritt des französischen Kreditversicherers Coface als Ratingagentur stößt auf Schwierigkeiten. Das Unternehmen wollte eigentlich Ende 2010 mit 12 000 Unternehmensratings in zehn EU-Ländern an den Start gehen, erhielt aber bislang nicht die erforderliche Registrierung der Finanzaufsichtsbehörden.

„Das Antragsverfahren läuft in Frankreich und Großbritannien weiter“, sagte ein Unternehmenssprecher für die deutsche Coface in Mainz. „Für weitere acht Länder, darunter Deutschland, haben wir das Verfahren zunächst einmal ausgesetzt.“ Hier müsse Coface „einige organisatorische und rechtliche Fragen“ mit den Aufsehern klären. „2011 werden wir das Antragsverfahren wieder aufnehmen“, kündigte er an.

Das ist auch ein Rückschlag für die Bemühungen von Zentralbankern und Politikern, eine europäische Alternative zu den gegenwärtigen Weltmarktführern zu schaffen. In der Finanzkrise waren die führenden angelsächsischen Agenturen Standards & Poor’s, Moody’s und Fitch harsch kritisiert worden – sie gaben zu sorglos vielen Papieren ausgezeichnete Noten, sich später als Schrott entpuppten. Nach diesen Erfahrungen hatte unter anderem Jean-Claude Trichet, der Präsident der Europäischen Zentralbank, den Aufbau eines europäischen Bonitätsprüfers verlangt und dafür die Kreditversicherer ins Gespräch gebracht.

In Deutschland haben rund ein Dutzend Firmen Anträge auf Registrierung gestellt. Darunter sind die Düsseldorfer Auskunftei Creditreform und Feri, die bislang nur im Fondsrating aktive MLP-Tochter.

Kreditversicherer sammeln Daten über Hunderttausende von Unternehmen. Denn sie versichern ihre Kunden dagegen, dass ein Abnehmer pleitegeht, bevor die Rechnung bezahlt ist. Coface will diesen Datenschatz für Ratings nutzen, sich beim Geschäftsmodell aber von den großen drei abheben. Coface plant, Bewertungen über Unternehmen an Anleger und Banken zu verkaufen. Die etablierten Agenturen dagegen schließen Verträge mit den betroffenen Firmen und lassen sich von ihnen bezahlen, Banken und Anleger erhalten die Bewertungen kostenlos.

Rivale Euler Hermes, der mehrheitlich der Allianz gehört, ist da skeptischer. Zwar hat die kleine Tochtergesellschaft Euler Hermes Rating GmbH als erstes Unternehmen eine Zulassung erhalten. Sie will sich aber auf die Bewertung mittelständischer Kunden beschränken, der Kreditversicherer Euler Hermes wird nicht als Ratingagentur arbeiten. Wenn Euler Hermes als Kreditversicherer eine Deckung reduziere, das Rating aber nicht anpasse und die betroffene Firma dann insolvent werde, müsse der Versicherer mit hohen Haftungsansprüchen rechnen, erklärte Euler-Hermes-Chef Wilfried Verstraete vor Kurzem in einem FTD-Interview. „Es geht uns nicht ums Prinzip, wir sehen nicht, wie das praktisch funktionieren kann.“

Quelle: Financial Times Deutschland


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