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Wirtschaftsprüfer fürchten Nachteile für die Assekuranz

Posted By Herbert Fromme On 6. April 2011 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

KPMG sieht Vorschläge für Bilanzierungsregeln kritisch

Herbert Fromme , Köln

Versicherer müssen damit rechnen, künftig im Wettbewerb um Anlegerkapital deutlich schlechter als andere Branchen abzuschneiden. Setzt sich der in London ansässige Bilanzrat International Accounting Standards Board (IASB) durch, wird künftig kaum noch ein Analyst oder Investor verstehen, wie Versicherungsbilanzen funktionieren. „Versicherungsbilanzen sind dann nicht mehr transparent“, monierte Versicherungsexperte Joachim Kölschbach, Partner beim Wirtschaftsprüfer KPMG. „Das benachteiligt die Branche.“

Nach 13 Jahren Beratung will das IASB im Juni die Regeln vorlegen, nach denen Versicherer künftig unter dem Standard IFRS ihre Bilanzen aufstellen sollen. Das US-Pendant zum IASB hat ähnliche Pläne. Die Vorgaben kommen zusätzlich zur Einführung der neuen EU-Eigenkapitalvorschriften Solvency II ab 2013. Das Hauptproblem: Das IASB will die Kapitalanlagen der Versicherer wo immer möglich nach ihrem Marktwert bemessen, dem Fair Value. Dabei bedecken diese Milliarden auf der anderen Seite der Bilanz langfristige Forderungen der Versicherungskunden, vor allem in der Lebens- und Krankenversicherung. Für sie gibt es keinen Marktwert. Der Versicherer bucht hier die Summe, die nötig ist, um die Forderungen zu erfüllen.

Zinsänderungen wirken sich auf beide Posten aus, aber in verschiedener Weise. Die Differenz wird vom Versicherer mit seinem Eigenkapital ausgeglichen. Die Folge: Das Eigenkapital kann innerhalb kurzer Zeit um Milliarden schwanken, wenn sich die Zinsen um einen Prozentpunkt bewegen. Sogar plötzlicher hoher Kapitalbedarf ist möglich.

„Wir haben Vorschläge gemacht, wie diese Auswirkungen gedämpft werden können“, sagte Frank Ellenbürger, weltweit für Versicherungen bei KPMG zuständig. Bleibe es bei den jetzigen Plänen, könnten Versicherer bestimmte Produkte wie die Lebensversicherung nur noch schwer anbieten. „Es ist aber nicht richtig, dass wegen der Bilanzierung in die Produktlandschaft eingegriffen wird.“

Quelle: Financial Times Deutschland


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