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Absicherung einer teuren Leidenschaft

Posted By Redaktion On 15. April 2011 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Kunst Gespräch Die Kunsthistorikerin Birgit Rolfes ist bei der Mannheimer fürdie Versicherung von Kunst und Musikinstrumenten verantwortlich. Zuvor war siebei einem Auktionshaus.

FTD Frau Rolfes, für welche Sammlerstücke lässt sich eine Kunstversicherung abschließen?

Birgit Rolfes Für eigentlich alles, was auf dem internationalen Kunstmarkt einen Wert hat und gehandelt wird. Das reicht von Blechspielzeugsammlungen über historische Spazierstockkollektionen bis zu Gemälden oder auch Skulpturen.

Wer versichert sich bei Ihnen?

Rolfes Unsere Kunden sind einerseits Kunstliebhaber, die bislang nur eine kleine Sammlung aufgebaut haben, aber fleißig dazukaufen. Andererseits versichern auch wohlhabende Kunden ihre großen Kollektionen oder das eine oder andere Stück, das sie aus dem Familienbesitz geerbt haben.

Was ist das Besondere an einer speziellen Kunstpolice im Vergleich zu einer Hausratversicherung?

Rolfes: In der Hausratversicherung werden meistens die Sachgefahren versichert, also Wasserschäden, Feuer, Einbruch oder Sturm. Die Kunstversicherung kann mehr. Sie springt auch bei einfacher Beschädigung ein – also, wenn die Katze eine edle Porzellanvase umstößt und sie zu Bruch geht – oder aber ein Stück abhandenkommt. Bei Beschädigung kommt sie für die Kosten der Restaurierung und die eventuell verbleibende Wertminderung auf. Wenn ein Kunstwerk verschwindet, aber keine Einbruchsspuren am Haus nachweisbar sind und Anzeige gegen unbekannt erstattet wird, zahlt sie ebenfalls. Die Police kann auch den Transport decken, wenn der Besitzer ein Werk an eine Ausstellung verleiht.

Wie legen Sie die Versicherungssumme fest, und was kostet eine Police?

Rolfes Der Preis hängt natürlich immer vom Wert des Stücks ab, das versichert werden soll. Weitere Kriterien sind, ob ein Werk besonders bruchgefährdet ist oder welche Vorkehrungen der Besitzer gegen Einbruch getroffen hat. Wir haben zwei Herangehensweisen. Entweder der Sammler schickt uns eine Liste der zu versichernden Gegenstände. Oder wir schätzen besonders wertvolle Stücke einzeln vor Ort. Der jährliche Mindestbeitrag für die erste Variante liegt bei 250 Euro. Dafür können Sammler im besten Fall eine Summe von 60 000 Euro versichern. Das machen wir vor allem bei Kollektionen, die nicht allzu hohe Einzelwerte haben. Wenn wir uns die Stücke selbst anschauen, wird es teurer. Es gibt aber keine festgelegten Grenzen, wann wir wie vorgehen.

Gewinnen nicht auch manche Kunstwerke erst mit der Zeit an Wert, gerade junge Kunst? Rolfes Der Kunstmarkt ist Moden unterworfen. Eine Zeit lang waren Jugendstilobjekte beliebt. Das ist wieder abgeflacht. Deswegen prüfen wir von Zeit zu Zeit den Wert der Stücke und schlagen dem Sammler eine Anpassung der Versicherungssumme und der Prämie vor. Wir empfehlen ihm sehr, diesem Vorschlag zu folgen. Dann bekommt er bei einem Totalschaden eine Entschädigung, die sich am Niveau des aktuellen Kunstmarkts orientiert.

Was passiert bei Diebstahl?

Rolfes Wir sind Mitglied im Art-Loss-Register. Das ist eine Organisation, die international gestohlene Kunstwerke in einer Datenbank erfasst. Meldet ein Kunde ein Stück als gestohlen, teilen wir das dem Art-Loss-Register mit. Die Mitarbeiter sind auf den großen Kunstmessen weltweit aktiv. Sie gehen dort das Angebot durch und gleichen die Inventarlisten mit ihrer Aufstellung der gestohlenen Kunstwerke ab. So haben wir schon manches wichtige Kunstwerk wiedergefunden.Anne-Christin Gröger

www.ftd.de/kunstgespraech

Was bei der Kunstanlage wichtig ist

Quelle: Financial Times Deutschland


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