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Privatkassen wollen mehr Regulierung

Posted By Ilse Schlingensiepen On 12. Mai 2011 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Krankenversicherer DKV bittet Staat um Hilfe

Ilse Schlingensiepen , Köln

Die privaten Krankenversicherer (PKV) überbieten sich in ihren Forderungen nach staatlichen Eingriffen, um den ruinösen Wettbewerb untereinander in den Griff zu bekommen. So hat gestern der Chef der Deutschen Krankenversicherung (DKV), Clemens Muth, ein staatliches Vorgehen gegen Billigtarife in seiner Branche verlangt. Die DKV ist Marktführer und gehört zu Ergo und damit Munich Re. Schon in den vergangenen Wochen hatten andere Branchenvertreter gesetzliche Obergrenzen für Provisionen verlangt.

Der Ruf nach gesetzgeberischer Hilfe sei heikel, räumte Muth ein. Ohne sie werde es aber nicht gehen. „Es ist richtig, dass wir als Branche auf Defizite hinweisen, die am Ende das Geschäftsmodell der PKV belasten.“ Die Finanzaufsicht BaFin oder der Gesetzgeber sollen dafür sorgen, dass Dumpingangebote vom Markt verschwinden. „Ich unterstütze Maßnahmen, die den teilweise ruinösen Wettbewerb begrenzen“, sagte Muth. „Der Markt zeigt, dass er allein die Probleme nicht lösen kann.“

Einzelne Unternehmen bieten extrem günstige PKV-Policen an. Bei ihnen sind sehr viele Leistungen ausgeschlossen. „Ich würde es begrüßen, wenn wir Mindestleistungen für die private Vollversicherung definieren würden“, sagte Muth. Die Branche müsse hier Transparenz schaffen. Eine private Vollversicherung muss seiner Meinung nach einen „gut dreistelligen Betrag“ pro Monat kosten. Nicht jeder Versicherte gehöre in die PKV. „Wir haben die Verantwortung, manchen Kunden zu sagen: Es ist besser, in der gesetzlichen Krankenversicherung zu bleiben.“

Überzogene Provisionszahlungen haben die PKV in die Kritik gebracht. Unter Vermittlern populär ist die Masche, Kunden gleich mehrmals hintereinander zur Kündigung und einem Neuabschluss gegen Provision zu bewegen. Die Mehrheit der Unternehmen lehnt solche Praktiken zwar ab. Intern findet die Branche aber keine Lösung, weil das kartellrechtswidrig wäre.

Die DKV erzielte 2010 – nach der Fusion mit der Victoria Kranken – Beitragseinnahmen von 4,8 Mrd. Euro und war damit Marktführer. Das Wachstum um 5,7 Prozent beruhte im Wesentlichen auf Beitragsanpassungen. 2010 verbuchte das Unternehmen indes sowohl bei den Vollversicherten als auch den Zusatzversicherten Rückgänge.

Quelle: Financial Times Deutschland


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