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Schuldenkrise bremst Übernahmen

Posted By Friederike Krieger On 31. August 2011 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Trotz Schnäppchen greifen Rückversicherer nicht zu

Um den amerikanischen Rückversicherer Transatlantic ist ein Bieterwettstreit entbrannt. Zwischenzeitlich waren mit den beiden Bermuda-Gesellschaften Allied World Insurance und Validus sowie Warren Buffetts Berkshire Hathaway drei Gesellschaften an der ehemaligen AIG-Tochter interessiert.

Dass der Verkauf eines Rückversicherers so viele Interessenten auf den Plan ruft, wird wohl eher die Ausnahme bleiben. An Übernahmekandidaten mangelt es zwar nicht – im Gegenteil: „Die Versichereraktien werden derzeit unter Buchwert gehandelt. Da können Investoren gute Schnäppchen machen“, sagt Michael Pickel, Vorstandsmitglied der Hannover Rück.

Doch viele Gesellschaften sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um große Zukäufe zu stemmen. Die europäische Schuldenkrise hat zahlreiche Risiken in den Büchern aufgezeigt. „Warum sollte man dann einen Rückversicherer kaufen und sich dadurch unter Umständen noch zusätzliche Risiken einhandeln?“, fragt Pickel. Die Hannover Rück selbst hat derzeit keine konkreten Übernahmepläne. „Grundsätzlich wollen wir zwar in der Lebensrückversicherung wachsen, haben aber momentan keine passenden Kandidaten im Visier“, sagt er.

Nach Ansicht von Constantin Rohrbach, Versicherungsanalyst bei der Nord/LB, mangelt es den großen Rückversicherern auch am nötigen Kleingeld. „Sie haben momentan nicht die Cash-Vorräte, um große Übernahmen zu stemmen“, sagt er. Neben den neuen EU-Eigenkapitalvorschriften Solvency II sieht Rohrbach Staatspapiere als entscheidenden Bremsklotz. Er erwartet hohe Abschreibungen auf Staatsanleihen kriselnder Länder. „Das ist der Hauptbrandherd“, sagt er.

Kleinere Gesellschaften könnten allerdings als Akquisitionsziele herhalten, sagt Pickel von der Hannover Rück. „Übernahmen wird es nicht unter den Top Ten geben, höchstens darunter“, sagt er. So könnten sich Investoren von kleineren Bermuda-Gesellschaften trennen wollen. Die Steuervorteile des Standorts schwinden und die Margen in der Rückversicherung sind derzeit eher gering.

Einige Rückversicherer interessieren sich wegen der begrenzten Gewinnspannen im eigenen Markt eher für Erstversicherer. So will die Munich Re gern Unternehmen kaufen, die mit der großen Industrie und in Nischen Geschäfte machen, vorrangig in Nordamerika, Asien und Lateinamerika. „Hier sehen wir sehr viel Potenzial“, sagt Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek.

Friederike Krieger

Quelle: Financial Times Deutschland


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