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Axa-Kunden leiden unter Niedrigzinsen

Posted By Herbert Fromme On 7. Dezember 2011 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Konzern senkt Überschussbeteiligung in der Lebensversicherung auf 3,8 Prozent// Jahresergebnis sinkt wegen Euro-Krise

Ilse Schlingensiepen

und Herbert Fromme, Köln

Die seit 2009 andauernde Niedrigzinsphase zwingt mit Axa jetzt den ersten großen Lebensversicherer in Deutschland dazu, Kunden schlechter zu stellen. Für 2012 schreibe Axa seinen Kunden in der Lebensversicherung auf den Sparanteil der eingezahlten Prämie nur noch 3,8 Prozent gut nach vier Prozent 2011, gab Vorstandschef Frank Keuper bekannt. Die Deutschland-Tochter des Pariser Axa-Konzerns betreut 3,8 Millionen Lebensversicherungskunden.

Nach einer Reihe mittelgroßer Gesellschaften senkt damit erstmals ein großer Anbieter die Überschussbeteiligung unter die wichtige Marke von vier Prozent – was auch bedeutet, dass Kunden aus verschiedenen Vertragsjahrgängen ungleich behandelt werden. Denn Kunden, die zwischen Juli 1994 und Juni 2000 abgeschlossen und eine Garantie von vier Prozent für die Dauer ihres Vertrags vereinbart hatten, erhalten diesen Satz weiterhin. Sie müssen dafür bei dem zusätzlich gezahlten Schlussgewinn aber wohl mit geringeren Sätzen rechnen.

Alle Lebensversicherer müssen Ende des Jahres festlegen, wie viel sie ihren Kunden im Folgejahr gutschreiben wollen. Die Gutschrift besteht aus einem Garantiezins und dem darüber hinaus erwirtschafteten Überschuss. Sie wird auf den Sparanteil der Prämien gutgeschrieben – also jenen Teil, den die Versicherung tatsächlich für ihre Kunden anlegt. Das sind in der Regel rund 80 Prozent. Der Rest geht für Abschluss- und Verwaltungskosten sowie den Risikoschutz für den Todesfall drauf. Der vom Finanzministerium festgelegte höchste erlaubte Garantiezins beträgt für heute abgeschlossene Verträge 2,25 Prozent, ab 1. Januar 2012 sind es 1,75 Prozent.

Neben den Niedrigzinsen, die es den Versicherern erschweren, das Geld ihrer Kunden rentabel anzulegen, belasten die Branche auch andere Folgen der Krise. So spielt Axa mit Blick auf die Euro-Krise verschiedene Szenarien und ihre Auswirkung auf Kapitalanlagen durch. Dabei stehen Szenarien, nach denen der Euro fortbesteht, im Vordergrund, sagte Finanzvorstand Patrick Dahmen. „Wir gehen davon aus, dass die wirtschaftlichen und politischen Vorteile so sehr überwiegen, dass es nicht zu einem Auseinanderbrechen kommt.“

Dahmen hält mittelfristig eine leichte Inflation und einen entsprechenden Zinsanstieg für wahrscheinlich. Welche Folgen das Aus für die europäische Gemeinschaftswährung für Axa hätte, könne man jetzt nicht sagen, sagte Konzernchef Keuper. „Bei einem Fall des Euro wären die Dominoeffekte nicht abzusehen.“

In der Lebensversicherung versucht der Kölner Konzern, die hohen Kündigungszahlen in den Griff zu bekommen. „Wir müssen uns als Versicherer verstärkt des Storno-Themas annehmen“, sagte Keuper. Obwohl es mit hohen finanziellen Verlusten verbunden ist, kündigen viele Kunden ihre Lebensversicherungen vorzeitig.

Mit einem breiteren Angebot und einer verbesserten Beratung hofft Axa, künftig mehr Versicherte bei der Stange halten zu können. „Wir wollen der Risikotragfähigkeit der Kunden Rechnung tragen“, sagte Vorstand Thomas Gerber. Gerade in Zeiten, in denen Verbraucher unsicher seien und vor langfristigen Verträgen zurückschreckten, müssten die Versicherer flexible Angebote machen.

Der Kölner Versicherer will wie angekündigt bis 2015 insgesamt 1600 von 9700 Vollzeitstellen streichen. Der Abbau soll wesentlich zur geplanten Kostensenkung von jährlich 220 Mio. Euro beitragen. Für 2011 rechnet Keuper mit einem Wachstum der Beitragseinnahmen um knapp zwei Prozent auf 10,6 Mrd. Euro. Hauptwachstumsbringer ist zurzeit die Krankenversicherung mit einem Plus von sechs Prozent. Die Schaden- und Unfallsparten legen um drei Prozent zu, die Beiträge der Lebensversicherung fallen um zwei bis 2,5 Prozent.

Beim operativen Ergebnis werde sich Axa 2011 verbessern. 2010 hatte die deutsche Gesellschaft operativ 367 Mio. Euro verdient. Das Konzernergebnis werde nach Abschreibungen aber unter den 413 Mio. Euro des Vorjahres liegen, sagte Keuper. Axa muss auf griechische Anleihen bis zu 190 Mio. Euro abschreiben.

Quelle: Financial Times Deutschland


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