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Neues Leid bei Schiffsbeteiligungen

Posted By Patrick Hagen On 6. März 2012 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Insolvenzen erschüttern das Fondshaus GHF. Experten erwarten eine steigendeZahl von Pleiten im gesamten Markt

Patrick Hagen

Die Pleitewelle bei Schiffsbeteiligungen setzt sich fort. Zu den Hauptbetroffenen gehören Fonds des Emissionshauses GHF aus Leer. Am Freitag meldete der Fonds MS Wesertor Insolvenz an. Anlegern droht weiteres Unheil: Am 21. März soll das GHF-Fondsschiff Hilde K auf Antrag der Commerzbank und der Deutschen Schiffsbank versteigert werden. Das Emissionshaus führt außerdem Gespräche mit den Banken über die Zukunft der Frachter Herrentor und Haneburg. Sollte es keine Einigung geben, stehen auch diese Fonds vor dem Aus, sagte ein Sprecher des Emissionshauses. Zuvor fuhren bereits die GHF-Mehrzweckfrachter Fockeburg, Jümmetor und Emstor in die Pleite.

Die Probleme bei GHF-Fonds werfen ein Schlaglicht auf die schweren Turbulenzen bei Schiffsbeteiligungen. In den vergangenen Wochen hat die Schifffahrtskrise wieder für schlechte Stimmung unter Fondsanlegern gesorgt. Auch beim Emissionshaus HCI Capital gingen insgesamt sechs Tanker bankrott, die zwei Dachfonds gehörten.

Die Fonds leiden unter dem erneuten Einbruch der Schiffsmärkte. Nach der schweren Krise 2009 gab es 2010 zwar wieder ein kurzes Zwischenhoch. Aber schon im Sommer 2011 brachen die Raten, die für die Vermietung von Containerschiffen gezahlt werden, erneut stark ein. Bei Massengutfrachtern, sogenannten Bulkern, und Tankern sieht es nicht besser aus. Zwar zeichnet sich im Containermarkt ein Ende des Ratenabsturzes ab, eine Erholung wird allerdings für viele Anleger zu spät kommen.

Experten erwarten daher, dass die Zahl der Fondspleiten noch deutlich steigen wird. Ein großer Teil der rund 2500 fahrenden Fondsschiffe sei zurzeit notleidend, schätzt der Schiffsfondsexperte Jürgen Dobert. Er hat bereits mehr als 60 Insolvenzen bei Anlegerschiffen mit einem Gesamtfondsvolumen von mehr als 1 Mrd. Euro gezählt. In vielen Fällen verlieren Anleger Geld, auch wenn es nicht zu einer Pleite kommt. Erzwingen Banken den Verkauf des Schiffes, bedeutet das aufgrund der niedrigen Marktpreise häufig einen Verlust. „Im Schiffsfondsmarkt verbrennt derzeit Kapital in Milliardenhöhe – durch Insolvenzen und Notverkäufe“, sagt Dobert.

Zahlreiche Fondsanleger werden derzeit von Emissionshäusern aufgefordert, frisches Kapital nachzuschießen – viele bereits zum zweiten Mal. Auch die Anleger des LF-Flottenfonds IV des Emissionshauses Lloyd Fonds sind betroffen. Sie sollen eine Kapitallücke von rund 12,6 Mio. Euro füllen, sonst droht die Insolvenz des Containerfrachters Manhattan. In einem Schreiben bittet Lloyd Fonds die Anleger, bis zum 7. März einem Verkauf des Schiffes zuzustimmen oder eine Kapitalerhöhung mitzutragen.

Ein entscheidender Grund für die steigende Zahl an Fondspleiten und Notverkäufen ist die schwindende Geduld der Banken. „Wir werden in diesem Jahr eine Zunahme von Insolvenzen bei Schiffsfonds sehen“, sagte Stefan Otto, Chef der Deutschen Schiffsbank, kürzlich der FTD.

Dass das Emissionshaus GHF besonders stark betroffen ist, verwundert Marktbeobachter nicht. Fondsanalysten kritisieren GHF schon seit Jahren wegen der schlechten Performance vieler Fonds. Außer den Mehrzweckfrachtern mussten bereits drei Bulkerfonds des Anbieters Insolvenz anmelden, mehrere Tanker wurden notverkauft.

Quelle: Financial Times Deutschland


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