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Zweifelhafte Policen für iPads

Posted By Anja Krüger On 23. März 2012 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Zusatzversicherungen sind überflüssig. Viele Risiken sind meist anderweitigabgedeckt

Millionen Apple-Freaks sind bereits stolze Besitzer des gerade erst auf den Markt gekommenen neuen iPad. Viele haben im Internet oder im Laden auch gleich noch eine Versicherung dazugekauft. Doch die Policen für Tablet-PC sind teuer und leisten in vielen Fällen weniger, als es zunächst den Anschein hat. Und: Viele Risiken sind ohnehin über andere Versicherungen abgedeckt. „Solche Versicherungen sind reine Geldschneiderei“, sagt Hajo Köster, Justiziar beim Bund der Versicherten (BdV). Zu den wichtigsten Verkäufern gehören Wertgarantie, Ergo Direkt und Axa.

Der iPad-Anbieter Telekom arbeitet mit dem Versicherer Axa zusammen. Mit dem „Schutzbrief Premium“ können Interessierte ihr iPad, Notebooks oder andere Mobilgeräte für 24 Monate versichern lassen. Der Schutz besteht nicht für mehrere Geräte, sondern stets für das im Vertrag genannte. Die Police kann bis maximal 30 Tage nach dem Kauf des Geräts abgeschlossen werden: für stolze 99,95 Euro bei einer Deckungssumme von 900 Euro, wenn der Kunde die Prämie einmalig zahlt. Bei monatlicher Beitragszahlung werden alle vier Wochen 5,95 Euro fällig. Das sind insgesamt 142,80 Euro. Lässt der Nutzer das iPad fallen und es ist beschädigt, muss er für eine Reparatur eine Selbstbeteiligung von 75 Euro tragen. Liest er das Kleingedruckte nicht, wird es womöglich noch teurer: Dort steht, dass er das Gerät von einer vom Versicherer beauftragten Firma reparieren lassen muss. Geht der Besitzer zu einer anderen Werkstatt, steigt die Eigenbeteiligung auf 150 Euro. Ist eine Reparatur nicht möglich, gibt es ein gleichwertiges Ersatzgerät. „Dabei kann es sich auch um ein aufbereitetes, gebrauchtes Gerät handeln, das durch den Hersteller getauscht wurde“, sagt eine Axa-Sprecherin.

Versichert sind Beschädigungen etwa durch Fallenlassen, Flüssigkeiten oder Vandalismus. Wird das Gerät aus der Tasche gestohlen, bekommt der Kunde kein Geld. Bei anderen Tarifen von Axa sei der einfache Diebstahl mitversichert, sagt die Sprecherin. Die seien aber teurer. Wer das iPad einfach liegen lässt, bekommt nichts. Der Versicherer zahlt, wenn der Kleincomputer von einem Einbrecher aus der Wohnung oder dem verschlossenen Pkw entwendet wird. Auch Raub ist versichert. Im Unterschied zum Diebstahl ist hier Gewalt im Spiel, der Täter muss das Opfer bedrohen.

„Viele Risiken sind über die Hausratversicherung abgedeckt“, sagt Köster vom BdV. Das ist der Fall, wenn Einbrecher das Gerät stehlen oder bei Raub. Die iPad-Police leistet nicht zusätzlich. Im Gegenteil. Die Axa zahlt nur, wenn der Kunde nicht aus einer anderen Versicherung Leistungen beanspruchen kann. „Wird zum Beispiel ein Einbruchdiebstahl- oder ein Leitungswasserschaden gemeldet, wird der Versicherungsnehmer gefragt, ob eine Hausratversicherung besteht“, sagt die Axa-Sprecherin. „Da die Hausratversicherung den Schaden zum Neuwert und meist ohne Selbstbeteiligung erstattet, stellt sich der Kunde damit in der Regel sogar besser als über die Schutzbriefdeckung.“

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland


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