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Schicksal von Schlecker hängt an Euler Hermes

Posted By Herbert Fromme On 29. Mai 2012 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Kreditversicherer hat Lieferungen für 300 Mio. Euro abgesichert //Entscheidung über Drogeriekette soll diese Woche fallen

Herbert Fromme , Köln

Die Allianz-Tochter Euler Hermes spielt eine zentrale Rolle bei der Entscheidung, ob die insolvente Drogeriekette Schlecker abgewickelt oder verkauft wird. Der Kreditversicherer hat nach FTD-Informationen Lieferungen von rund 300 Mio. Euro an Schlecker abgesichert, die der Drogist zum Zeitpunkt der Insolvenz noch nicht bezahlt hatte – vor allem Lieferungen der Einkaufsgemeinschaft Markant.

Das Schicksal Schleckers soll sich in dieser Woche entscheiden. Bis Freitag müssten belastbare Angebote vorliegen, sagte der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am vergangenen Freitag. Kommt kein Angebot zustande, will Geiwitz den Betrieb im Juni einstellen. Zuletzt waren der Karstadt-Käufer Nicolas Berggruen und der US-Fonds Cerberus als mögliche Interessenten genannt worden.

Ohne die Zustimmung von Euler Hermes im Gläubigerausschuss ist ein Verkauf kaum möglich. Ob der Versicherer sie gibt, hängt zu weiten Teilen davon ab, wie hoch dann seine effektive Schadenbelastung aus der Bruttosumme von 300 Mio. Euro ausfällt.

In Branchenkreisen hieß es, der Summe stünden die üblichen Eigentumsvorbehalte gegenüber – daneben aber auch zusätzliche Sicherheiten durch verpfändete Schlecker-Grundstücke. Die Zustimmung an einer Auffanglösung dürfte für Euler Hermes davon abhängig sein, wie gut die Sicherheiten verwertet werden können. Wenn der Warenbestand deutlich unter dem Marktwert an einen Investor gehen sollte oder die Grundstücke nicht verkauft werden könnten, wäre der Schaden für den Versicherer höher. Denn trotz der hohen Bruttosumme rechnet das Unternehmen nicht mit einem großen Schaden für eigene Rechnung.

Diese Risiken könnten Euler Hermes dazu bringen, für die Zerschlagung Schleckers zu stimmen. Andererseits versuchen die Kreditversicherer, sich konstruktiv zu verhalten. In den Krisenjahren 2008 und 2009 waren sie heftiger Kritik von Verbänden und Politikern ausgesetzt, weil sie ihre Deckungen für schwächelnde Branchen plötzlich eindampften. Das habe die Krise verschärft, warf die Industrie ihnen vor. Warenkreditversicherer decken Industrie- und Handelsunternehmen gegen Pleiten von Kunden ab. Allerdings zahlen Kunden bei Schäden immer einen Selbstbehalt, meistens zehn Prozent. Außerdem gilt, dass der Versicherer die Lieferung vorher genehmigen muss. In kritischen Fällen wie bei Schlecker reduziert eine Gesellschaft oft die Deckung – dann könnte ihr Kunde Markant zwar weiter an Schlecker liefern, liefe aber ein höhereres Risiko, bei der Pleite selbst auf dem Schaden sitzen zu bleiben.

Alternativ bestehen die Kreditversicherer auf zusätzlichen Sicherheiten. Das war bei Schlecker der Fall. Eine solche Absicherung durch Grundstücke ist nicht ungewöhnlich, auch bei Karstadt bestanden die Versicherer darauf.

Quelle: Financial Times Deutschland


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