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Forscher stoppen Schnüffelprojekt der Schufa

Posted By Ilse Schlingensiepen On 11. Juni 2012 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Institut fürchtet Imageschaden nach Kritik von Datenschützern

Annika Graf, Hamburg,

und Ilse Schlingensiepen, Köln

Das Projekt der Auskunftei Schufa zur Ausforschung von Facebook-Daten ist nach dem Entrüstungssturm von Politikern und Datenschützern abgesagt worden. Das Hasso-Plattner-Institut (HPI), das erforschen sollte, inwieweit Informationen aus dem Internet bei der Bewertung der Bonität helfen können, kündigte den Vertrag. Angesichts mancher Missverständnisse in der Öffentlichkeit über den vereinbarten Forschungsansatz könne das Projekt nicht unbelastet durchgeführt werden, teilte der Direktor des Instituts Christoph Meinel am Freitag mit. Ein Sprecher sagte der FTD, das Institut befürchte einen Imageverlust.

Obwohl Schufa und HPI betont hatten, es handele sich ausschließlich um ein ergebnisoffenes Forschungsprojekt, war die Idee am Donnerstag unter Beschuss von Politik und Datenschützern geraten. „Die Schufa darf nicht zum Big Brother des Wirtschaftslebens werden“, sagte Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU). Uli Röhm, Mitglied im Verbraucherbeirat der Schufa, sagte, er könne nicht verstehen, wie man „bei der derzeitigen Diskussion über soziale Netzwerke anfängt, so blauäugig zu forschen“. Das Thema wurde auch in Blogs, auf Facebook sowie im Kurznachrichtendienst Twitter eifrig diskutiert.

Dabei setzen andere Firmen wie der Direktversicherer des französischen Konzerns Axa solche Verfahren längst um. Sie analysieren Daten aus sozialen Netzwerken wie Facebook, um so viele Informationen wie möglich über Kunden zu erlangen. Axa Global Direct zapft alle zugänglichen Datenquellen an, um für jeden Kunden die Prämie zu ermitteln, mit der er profitabel versichert werden kann.

Viele Finanzunternehmen sind bereit, viel Geld in die entsprechende Software zu investieren. Die Analyse von großen, unstrukturierten Datenmengen ist derzeit eines der stärksten Wachstumsfelder von professionellen Softwareherstellern wie IBM, SAP, Oracle oder SAS Institute. Die Lizenzumsätze für solche Produkte legten nach Daten des Marktforschers Gartner 2011 um gut 16 Prozent zu.

Quelle: Financial Times Deutschland


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