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Wenn’s mal wieder teurer wird

Posted By Friederike Krieger On 9. August 2012 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Wer einen Bausparvertrag abschließt, wettet indirekt auf ein Ende derNiedrigzinsphase. Das lohnt sich nicht für jeden

Friederike Krieger

Die niedrigen Zinsen für Baugeld lassen die Herzen von Eigenheimplanern derzeit höher schlagen – und viele von ihnen wollen sich das günstige Zinsniveau mittels Bausparvertrag langfristig sichern. Auch die Entscheider von morgen finden laut der Kubus Bausparstudie von MSR Consulting zunehmend Gefallen an dem Produkt: Von den Befragten, die sich den Abschluss eines Vertrags vorstellen können, sind rund 60 Prozent unter 30 Jahre alt, haben Abitur oder einen Hochschulabschluss und verfügen über ein vergleichsweise hohes Einkommen. Doch trotz der aktuellen Beliebtheit des Produkts rentiert sich der Abschluss eines Bausparvertrags nicht in jedem Fall.

Beim Bausparen kombiniert der Kunde einen Spar- mit einem Darlehensvertrag. Er spart die vereinbarte Bausparsumme über mehrere Jahre bis zu einem gewissen vertraglich festgelegten Prozentsatz an. Auf seine Einzahlungen erhält er Guthabenzinsen. Die Differenz zwischen dem angesparten Betrag und Bausparsumme gewährt die Bausparkasse als Darlehen, sodass der Kunde bei Zuteilung über die volle Summe verfügen kann.

„Wer heute einen Bausparvertrag abschließt, kann nichts falsch machen“, sagt ein Sprecher des Marktführers Schwäbisch Hall. „Damit kann man sich die heutigen günstigen Konditionen für die Zukunft sichern.“ Während bei Banken der Zins für einen Kredit nur für einige Jahre festgeschrieben ist, gilt er bei Bausparverträgen für die gesamte Vertragslaufzeit – auch dann, wenn die Kreditzinsen am Kapitalmarkt wieder ansteigen, was viele Experten erwarten.

Der große Nachteil: Die Guthabenzinsen in der Sparphase sind äußerst mickrig. Oft betragen sie nur zwischen 0,5 Prozent und einem Prozent. Dafür gibt es die Darlehen zum Teil schon ab einem Prozent. Einrechnen in die Kalkulation muss der Kunde auch die saftige Abschlussgebühr von ein bis 1,6 Prozent der Bausparsumme.

Ob ein Bausparvertrag wirklich billiger ist, als Geld auf einem Tagesgeldkonto zu sparen und einen normalen Baukredit aufzunehmen, ist ungewiss. „Bleiben die Kreditzinsen, wie sie momentan sind, war es ein Schuss ins Knie“, sagt Thomas Hentschel von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Steigen sie dagegen stark an, etwa auf sieben bis acht Prozent, kann es sich lohnen.“

Auch die persönliche Situation ist ausschlaggebend, sagt Max Herbst, Inhaber der Finanzberatung FMH. „Ein Bausparvertrag eignet sich vor allem für junge Menschen, die in zehn bis 15 Jahren ein Haus bauen wollen“, sagt er. Sie würden zum zielgerichteten Sparen angehalten.

Verbraucherschützer Hentschel rät, nie die gesamte Finanzierung eines Hauses über einen Bausparvertrag laufen zu lassen. „Bauspardarlehen müssen ziemlich flott getilgt werden, meist innerhalb von acht bis zwölf Jahren“, sagt er. Bei hohen Bausparsummen sind daher die Tilgungsraten entsprechend happig. Daher sollten auch Eigenkapital und normale Bankdarlehen Eckpfeiler in der Finanzierung sein.

Bonus mit BedingungenBauspardarlehen können Kunden nur für wohnwirtschaftliche Zwecke nutzen. Dazu gehören der Kauf, Bau oder die Modernisierung von Wohneigentum, außerdem die Anschaffung von Einrichtungsgegenständen. Verwirft der Sparer seine Baupläne, kann er auf das Darlehen verzichten. Im Gegenzug erhält er einen Zinsbonus auf sein Guthaben. Bei einem Fall, der Hentschel vorliegt, hätte der Kunde die Verzinsung auf 3,25 Prozent steigern können. „Das ist aber meist an Voraussetzungen geknüpft“, sagt er. So hätte es den Bonus nur gegeben, wenn der Kunde jedes Jahr zehn Prozent der Bausparsumme eingezahlt hätte.

Wer einen Bausparvertrag abschließen will, sollte gut vorbereitet ins Gespräch gehen. Stiftung Warentest hat vor kurzem 22 Bausparkassen auf ihre Beratungsqualität überprüft. Jede vierte Beratung war der Untersuchung zufolge mangelhaft, weil sie völlig am Bedarf des Kunden vorbei ging und ihn mit unpassenden Angeboten abspeiste, die zwangsläufig zum Verlustgeschäft werden mussten.

Bausparwillige sollten sich deshalb vor einem solchen Gespräch genau überlegen, welche Spar- und Tilgungsraten sie leisten können, wann sie das Geld brauchen, welche Bausparsumme für sie realistisch ist – und sich von diesen Eckwerten auch nicht durch die Bausparkasse abbringen lassen. „Die Kunden dürfen nicht vergessen, dass die Beratung immer ein Verkaufsgespräch ist“, sagt Hentschel. Zudem sollten sie den Bausparvertrag nie gleich vor Ort unterschreiben, sondern mit nach Hause nehmen, sie dort in Ruhe prüfen und mit anderen Angeboten vergleichen.

 

Quelle: Financial Times Deutschland


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