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„Eisbrecher“ nimmt Kurs auf die Börse

Posted By Herbert Fromme On 1. Oktober 2012 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Banker zittern um Erfolg von Telefónica Deutschland

Tim Bartz Arndt Ohler Herbert Fromme

Arndt Ohler, Hamburg, Tim Bartz, Frankfurt, und Herbert Fromme, Köln

Der deutsche Markt für Börsengänge geht in einen entscheidenden Monat. Neben dem für den morgigen Dienstag erwarteten Börsenstart des Versicherers Talanx ist das IPO (Initial Public Offering) von Telefónica Deutschland, bekannt mit der Marke O2, der Lackmustest für das Geschäft, das Banken und Beratern in früheren Jahren üppige Provisionen beschert hat, heute aber brachliegt.

Nach FTD-Informationen plant die Tochter der spanischen Telefónica ihren Börsengang für Mitte bis Ende Oktober. Die beteiligten Banker sind wegen der Signalwirkung hochnervös. „Es wird nur klappen, wenn Madrid nicht zu gierig ist“, sagte ein Manager. Das Interesse sei aber groß. Das Unternehmen wollte sich nicht äußern.

Telefónica auf Roadshow Den spanischen Konzern belasten Schulden von mehr als 58 Mrd. Euro. Angesichts des schwachen Geschäfts auf dem Heimatmarkt und in Großbritannien ist das Unternehmen gezwungen, sich von Teilen zu trennen. Etwa 20 Prozent von Telefónica Deutschland sollen für rund 1,5 Mrd. Euro an die Börse kommen. Federführende Banken sind JP Morgan und UBS.

Es wäre das größte Debüt am Aktienmarkt seit dem Börsenstart von Tognum 2007 (knapp 2 Mrd. Euro). Deutschland-Chef René Schuster hat bereits Termine mit Dutzenden Banken und anderen Investoren absolviert. In den kommenden Tagen wird das Management noch einmal touren.

Eigentlich ist die Stimmung wie gemacht für Börsengänge. Der DAX hat seit Jahresbeginn weit mehr zugelegt als seine Pendants in Europa und den USA. „Der Kapitalmarkt verfügt über erhebliche Liquidität, der Anlagedruck ist hoch“, sagt Martin Steinbach von Ernst & Young. Er rechnet damit, dass bis Jahresende noch fünf Unternehmen einen Versuch starten.

Großes Interesse an TalanxBislang fehlt aber das, was Investmentbanker einen „Eisbrecher“ nennen – ein Unternehmen also, das mit einem erfolgreichen Gang an den Aktienmarkt den Weg frei macht für Nachzügler. Dass es den noch nicht gab, führen Experten auch auf die mangelnde Flexibilität deutscher Unternehmen zurück. Sie wollen ihren Börsengang stur zu ihren Konditionen durchziehen – oder gar nicht. Angelsachsen gelten als geschmeidiger.

An seiner Sturheit war im ersten Anlauf auch Talanx gescheitert. Das IPO des Versicherers läuft jetzt aber gut. Insidern zufolge ist die Emission mehrfach überzeichnet. Talanx will 500 Mio. Euro einsammeln.

Talanx hat neuen Ärger: Seite 16

Quelle: Financial Times Deutschland


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