Abo

Qualitätsjournalismus kostet Geld. Mit Ihrem Abo sorgen Sie dafür, dass unsere Berichterstattung unabhängig bleibt.

Copyright © 2024 Versicherungsmonitor. All rights reserved.


Heinz: „Die wollen nur draufhauen“

Posted By Friederike Krieger On 17. September 2013 In Allgemein,Makler,Nachrichten,Versicherer | No Comments | Drucken

Michael Heinz ist Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute. Er wünscht sich mehr fachliche Kompetenz von Verbraucherschützern. Die Wiedereinsetzung von Axel Kleinlein beim Bund der Versicherten sieht er skeptisch.

Heinz 03_0121

Michael Heinz ist Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute

© BVK

Axel Kleinlein ist wieder Vorstandsvorsitzender des Bundes der Versicherten. Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg ist im Aufsichtsrat jetzt mit von der Partie. Was halten Sie davon?

Michael Heinz: Ich muss das natürlich akzeptieren. Für mich steht aber fest, dass es hier in erster Linie um Machtspiele geht. Wenn es nur um die Sache ginge, hätte Herr Kleinlein seine Absetzung akzeptiert. Er hat nicht viele Freunde in der Branche und gilt als ungehobelt. Mit seinem zwischenzeitlichen Nachfolger Tobias Weissflog konnte man ruhig und sachlich diskutieren.

Was ist Ihre Hauptkritik an Verbraucherschützern?

Dass sich die meisten Verbraucherschützer ohne Detail- und Fachkenntnisse zu Generalisten in der Urteilsfindung aufschwingen. Sie meinen, alles besser zu wissen. In Wirklichkeit arbeiten sie daran, den Berufsstand der Vermittler kaputt zu machen, der seit 60 Jahren vernünftig arbeitet. Die Zahl der Beschwerden beim Ombudsmann ist äußerst gering. Was da in einem Jahr an Beschwerden zusammenkommt, hat Aldi Süd an einem Vormittag.

Warum sehen Ihrer Meinung nach viele Verbraucherschützer die Vermittler so kritisch?   

Die Verbraucherschützer diskreditieren die Vermittler aus Eigeninteresse, um selbst Gebühren für die Beratung von Verbrauchern zu kassieren. Die Ratschläge sind aber oft nicht gut.

Was läuft falsch?

Verbraucherschützer haben noch bis kurz vor Torschluss Lehman-Papiere propagiert. Statt der Riester-Rente empfehlen sie Briefmarken und Antiquitäten für die Altersvorsorge. Früher haben sie gern Fondspolicen empfohlen, nach Kurseinbrüchen sind sie wieder auf Garantiepolicen umgeschwenkt. Sie drehen ihr Fähnchen immer in den Wind.

Wir haben mal die Beratung von Verbraucherzentralen getestet. Nur einer von zehn Beratern erstellte überhaupt ein Beratungsprotokoll, die meisten hielten sich nicht an ihren eigenen Gesprächsleitfaden und fragten nicht nach Vorversicherungen.

Welche Verbraucherschützer wünschen Sie sich?

Ich wünsche mir mehr Verbraucherschützer wie Lars Gatschke vom Verbraucherzentrale Bundesverband, die zu recht bestimmte Missstände wie mangelnde Transparenz bei den Versicherern anprangern.

Es ist ein fachlich fundierter Verbraucherschutz nötig, das fängt bei der Einhaltung der Mindestqualifikationen für die Vermittlung von Versicherungen an. Die Verbraucherschützer geben an, dass ihre Berater in der Regel über eine „angemessene Qualifikation“ verfügen. Aber was heißt das? Was die Verbraucherschützer von Vermittlern fordern, erfüllen sie nicht selbst.

Können Sie sich eine Zusammenarbeit mit Verbraucherschützern vorstellen?

Ich arbeite bereits mit Verbraucherschützern zusammen. Mit Herrn Gatschke sitze ich zum Beispiel gemeinsam im Beirat des Ombudsmanns und der BaFin. Wir können gut miteinander arbeiten. In unserem Verein „Ehrbare Versicherungskaufleute“ sitzt Gatschke auch im Beirat, weil er von der Seriosität unseres Vorhabens überzeugt ist. Mit Herrn Kleinlein oder Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ginge das nicht, die wollen nur draufhauen.

Der GDV hat vorgeschlagen, die Provisionen in der Lebensversicherung zu deckeln, die Verbraucherschützer applaudieren. Was halten Sie von dieser neuen Einigkeit?

Der GDV-Vorschlag ist lediglich ein Denkanstoß, initiiert von ein paar Versicherern, die Debatte wird ergebnisoffen geführt. Die Verbraucherschützer finden das natürlich klasse, wissen aber noch nicht mal, was ein Vermittler überhaupt verdient. Ein Vermittler kommt durchschnittlich auf 52.000 Euro Gesamtprovisionseinnahmen im Jahr, von denen noch Kosten, Steuer und so weiter abgehen.

Die Vermittlung von Lebensversicherungen wird zunehmend unattraktiv. Schon jetzt sind wir für fünf Jahre in der Haftung.

Friederike Krieger


Article printed from Versicherungsmonitor: https://versicherungsmonitor.de

URL to article: https://versicherungsmonitor.de/2013/09/17/heinz-die-wollen-nur-draufhauen/