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Makler bauen eigenes Provisionsmodell

Posted By Herbert Fromme On 19. September 2013 In Allgemein,Makler,Nachrichten | No Comments | Drucken

Der Verband Deutscher Versicherungsmakler hat ein eigenes Provisionsmodell erarbeitet. Damit will er in der Debatte um Honorarberatung versus Provisionssystem punkten – und sich gegen die Vorschläge aus der Branche für einen Provisionsdeckel wappnen.

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Oliver Fellmann ist Geschäftsführer des Maklers M.A.R.K und Vorstandsmitglied im VDVM

© Herbert Fromme

Der Verband Deutscher Versicherungsmakler (VDVM) hat ein eigenes Provisionsmodell für die Lebensversicherung entwickelt, das Kunden bei einem Storno in den ersten Jahren deutlich besser stellen soll und auch bei Ablauf eine höhere Rendite bringt. Damit positioniert sich der Verband in der Debatte um die Provisionsbelastung der Lebensversicherung – und wehrt sich gegen Vorschläge aus dem GDV, die Provisionen zu deckeln.

Das Modell sieht eine Abschlussprovision von 20 Promille bei zehnjähriger Haftung vor, außerdem eine laufende Zahlung von 20 Promille des jeweils pro Jahr gezahlten Beitrags plus ein Promille des Deckungsstocks jährlich. „Das Modell stärkt die Position des Kunden bei vorzeitiger Kündigung“, sagte VDVM-Vorstand Oliver Fellmann vom Münchener Makler M.A.R.K.

Ein 32 Jahre alter Kunde, der eine Police für 35 Jahre abschließt, bekommt beim klassischen Modell bei vorzeitiger Kündigung nach fünf Jahren nur 3231 Euro, beim VDVM-Modell dagegen 5743 Euro. Bei Ablauf nach 35 Jahren liegt das VDVM-Modell mit 88418 Euro um fast 10000 Euro über den 78834 Euro des bisherigen Modells.

Der Verband will das ab 2014 mit einem für VDVM-Makler von der Stuttgarter entwickelten Tarif  praktisch umsetzen. Fellmann und VDVM-Präsident Peter Wesselhoeft waren sich einig, dass dieser Tarif in der Form nur mit den Maklern im Verband umsetzbar sei. Die Mitgliederversammlung am 15. November soll über das Modell noch final entscheiden. „Dieses Modell ähnelt ein wenig dem früheren holländischen Modell“, sagte Hans-Georg Jenssen, geschäftsführender Vorstand des VDVM. Beim neuen Modell liege man auf einer Ebene mit einem reinen Honorartarif, sagte Fellmann.

 

Rückkaufswert
nach Jahren
40‰ Courtage20‰ CourtageHonorartarifVDVM-Modell
53.2314.0014.6245.743
1518.03419.91521.07022.026
3056.67061.44563.53464.988
Bei Ablauf n. 35 Jahren78.83585.45388.06288.418

 

Heftige Opposition kommt vom VDVM zu den Plänen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), die Provisionen in der Lebensversicherung zu begrenzen. „Das stellt der Branche ein Armutszeugnis aus“, sagte Fellmann. Auch Wesselhoeft ärgert sich.  „Es drängt sich der Verdacht auf, dass der GDV mit entsprechenden Überlegungen zumindest auch das Ziel verfolgt, den eigenen Ausschließlichkeitsorganisationen Vorteile zu verschaffen.“ Denn die könnte mit den diskutierten Obergrenzen gut leben, weil es  Bürokostenzuschüsse, IT-Unterstützung und anderes mehr gibt, was die Makler nicht bekommen. Von gleichen Wettbewerbsbedingungen könne nicht mehr die Rede sein.

Auch die Debatte über den Höchstrechnungszins, die maximal erlaubte Zinsgarantie für Lebensversicherungen, erbost die Makler. Zurzeit dürfen Unternehmen höchstens 1,75 Prozent garantieren. Elke König, die Chefin der Finanzaufsicht BaFin, hatte jüngst eine weitere Absenkung zum 1. Januar 2014 ausgeschlossen. Aber in der Branche heißt es, diese Senkung werde wohl später im Jahr 2014 kommen – möglicherweise auf 1,25 Prozent. Den Satz legt das Finanzministerium fest, BaFin und die Versicherungsmathematiker im Deutschen Aktuarverband machen dazu Vorschläge, Grundlage ist die Zinsentwicklung der Bundesanleihen in den vergangenen Jahren.

Fellmann hat zwei Lager in der Assekuranz ausgemacht: „In dem einen stehen einige große Versicherer, die für eine Absenkung plädieren, im anderen die Mehrzahl der kleinen und mittleren Unternehmen, die eine Reduzierung für überflüssig halten.“ Fellmann hat einen bösen Verdacht: „Fast könnte der Eindruck entstehen, dass der Rechnungszins reduziert werden soll, um neuen Garantiemodellen den Weg zu ebnen.“ Die werden nämlich bislang nur von Allianz und Ergo angeboten. Je niedriger der Garantiezins für klassische Produkte, desto attraktiver wären die  neuen Angebote.

Herbert Fromme


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