Bonn ist als Konferenzstadt mit einer guten Infrastruktur ausgestattet, jährlich reisen 600 000 Teilnehmer an. Es sollen noch mehr werden: Im ehemaligen Regierungsviertel entsteht ein neues Veranstaltungszentrum. dsfgsd fs
Hunderte von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt reisen im kommenden Juli nach Bonn, um den Ursprüngen eines berühmten Rheinländers nachzugehen. Mit dem Internationalen Neandertaler-Kongress begehen sie die Entdeckung von Spuren eines fossilen Menschen im nur 70 Kilometer entfernten Neandertal vor 150 Jahren.
Nicht wegen der geringen Distanz findet die Tagung hier statt – der konkurrierende Kongressstandort Düsseldorf liegt nämlich näher am Fundort im Neandertal. Doch Bonn hat sich einen Namen als Konferenzstadt gemacht. Zu den wichtigen Standortfaktoren gehören die verbliebenen Bundesministerien, die UN-Einrichtungen, große Unternehmen wie die Telekom und nicht zuletzt die renommierte Universität.
Das stetig zunehmende Tagungsgeschäft ist Kennzeichen des Strukturwandels, der in Bonn nach dem Umzug der Bundesregierung im Jahr 1999 einsetzte. „Bonn hat die Infrastruktur einer Großstadt und ist trotzdem überschaubar“, sagt Tilmann Flaig, Geschäftsführer der Tourismus und Congress-Gesellschaft Bonn. Kongressveranstalter profitieren besonders von den kurzen Wegen in der Stadt, sie ersparen ihnen Zeit und Geld für den Transport von Tagungsteilnehmern.
Zu den Konferenz-Highlights in diesem Jahr gehören die vom Auswärtigen Amt ausgerichtete Frühwarn-Konferenz vor Naturkatastrophen, der 28. Deutsche Naturschutztag und der Agrartechnik-Weltkongress. Jährlich kommen rund 600 000 Tagungsgäste nach Bonn; nach Angaben der Stadt bringt jeder einen Umsatz von 200 Euro in die Region. Bonn verfügt über 170 Säle mit insgesamt 33 000 Sitzplätzen und mehr als 90 Hotels mit 7500 Betten. Über Autobahnen, den ICE-Anschluss im benachbarten Siegburg und den Flughafen Köln/Bonn ist die Stadt gut erreichbar.
Ob parlamentarisches Ambiente, konventionelle Seminarräume, Tagungen in Museen oder auf mittelalterlichen Burgen – in und um Bonn können Veranstalter auf die ganze Palette der Event-Kongress-Kultur zurückgreifen. Wer schuss- und abhörsichere Räume braucht, bucht das ehemalige Gästehaus der Bundesregierung auf dem Petersberg. Hier fanden die Afghanistan-Konferenzen 2001 und 2002 statt. „Auch der ehemalige Plenarsaal des Bundestages lässt sich als Hochsicherheitstrakt nutzen“, sagt Flaig. Zur Konferenz über erneuerbare Energien im Jahr 2004 hatte sich der britische Premier Tony Blair angesagt. Erschienen ist er dann allerdings nicht. „Aber es wäre gegangen“, betont Flaig.
Der Kongressstandort Bonn ist auf Expansionskurs. Der Plenarsaal ist wie das früher vom Bundestag genutzte Wasserwerk Teil des Internationalen Kongresszentrums Bundeshaus Bonn (IKBB). Es beherbergte bereits zahlreiche internationale Konferenzen, etwa 2001 die Süßwasser-Konferenz. Maximal 2350 Personen können bislang hier tagen. Bis Frühjahr 2009 sollen ein Erweiterungsbau mit weiteren 3500 Plätzen und ein 350-Zimmer-Hotel entstehen. Die Stadt erwartet, dass sich nach der Eröffnung die Zahl der jährlichen Konferenzbesucher um 200 000 und der Umsatz um 30 Mio. Euro erhöhen wird.
Den Erweiterungsbau wird das koreanische Unternehmen UNCC/SMI Hyundai errichten. Die Vertragsverhandlungen zwischen Stadt und Investor sind laut Stadtdirektor und IKBB-Projektleiter Arno Hübner abgeschlossen. „Das Investitionsvolumen beläuft sich auf 140 Mio. Euro“, sagt er. Das Land NRW bezuschusse den Bau mit 35 Mio. Euro. Die Bauarbeiten sollen im Herbst beginnen. In den nächsten sechs Monaten gehört das Gelände noch den Archäologen.
„Das neue Kongresszentrum ist wichtig für den UN-Standort Bonn“, sagt Hübner. Die Vereinten Nationen haben ihre bis jetzt zwölf Einrichtungen in der Stadt unter der Bedingung angesiedelt, dass auch ausreichende Kapazitäten für Konferenzen geschaffen werden.
Zu den ersten Adressen deutscher Kongressstandorte, zu denen etwa Berlin, München, Hamburg und Frankfurt zählen, gehört Bonn allerdings nicht. Vergleichende Erhebungen über Kapazitäten und Auslastungen gibt es nicht. „Wir gehen davon aus, dass wir zwischen dem 10. und 13. Platz liegen“, sagt Flaig.
Auch wenn die ehemalige Hauptstadt ein beachtliches Kulturangebot wie die Museumsmeile hat – Berlin, Hamburg oder andere Metropolen haben in dieser Hinsicht schon auf Grund ihrer Größe mehr zu bieten. „Das gleicht Bonn aber durch eine enge Kooperation mit Köln und Düsseldorf aus“, sagt Ute Stegmann vom German Convention Bureau. Der Verband macht das Standortmarketing für 200 Hotels, Kongressveranstalter und Städte. „Die Vernetzung ist ein großer Vorteil für Veranstalter“, sagt sie. Beispielsweise könnten sie für das Abendprogramm der Teilnehmer problemlos auf Angebote in den anderen Städten zurückgreifen.
Zitat:
“ „Das neue Kongresszentrum ist wichtig für den UN-Standort Bonn“ “ – Arno Hübner, Stadtdirektor –
Bild(er):
Hochkarätige Gäste kommen auch weiterhin nach Bonn und in seine Umgebung: Bundespräsident Horst Köhler (r.) und Alpha Oumar Konare, Vorsitzender der Kommission der Afrikanischen Union, während der Konferenz „Partnerschaft mit Afrika“ im Gästehaus auf dem Petersberg – picture-alliance/dpa
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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