HUK verspricht Beitragsgerechtigkeit

Versicherer kalkuliert Krankenversicherung zugunsten Älterer neu // Reaktionauf politischen Druck

Herbert Fromme

und Ilse Schlingensiepen, Köln

Mit einer Art Beitragsgarantie will der Versicherer HUK-Coburg in der Krankenversicherung das Problem der steigenden Beiträge für ältere Kunden in den Griff bekommen. „Wir werden unseren Kunden das Versprechen geben, dass ihre Beiträge nie höher sein werden als die von Kunden, die im selben Alter in die PKV eintreten wie sie selbst“, sagte der Vorstandsvorsitzende der HUK-Coburg, Wolfgang Weiler, im Interview mit der Financial Times Deutschland. Wer 55 Jahre alt und seit 20 Jahren versichert sei, solle nicht mehr zahlen müssen als jemand, der heute im Alter von 35 Jahren eintritt.

Das ist zurzeit anders. Die Beiträge in der privaten Krankenversicherung steigen im Alter meist steil an – selbst wenn Versicherer darauf verzichten, Neukunden mit besonders günstigen Tarifen anzulocken. Bei der HUK-Coburg wird die neue Beitragsgarantie vorübergehend zu steigenden Beiträgen für Neukunden führen – und damit die Wettbewerbsposition gegenüber Billiganbietern schwächen. Doch der Versicherer scheint entschlossen, ein Problem anzugehen, das den privaten Krankenversicherern (PKV) heftige Kritik von Politikern und Verbraucherschützern eingebracht hat. Schließlich geht es um nicht weniger als den Fortbestand der PKV: Die SPD will die Vollversicherung nach heutigem Muster ganz abschaffen und favorisiert die Bürgerversicherung. Auch in der CDU/CSU schwindet der Rückhalt für das duale System aus privater und gesetzlicher Krankenversicherung.

„Wir müssen für das Thema eine versicherungsmathematisch vernünftige Lösung finden“, sagte Weiler. Das Versprechen der HUK-Coburg erfordert eine Umstellung der Beitragskalkulation. Denn ein Teil der PKV-Beiträge wird dafür angespart, die Beitragssteigerungen im Alter zu dämpfen. Dies sind die sogenannten Alterungsrückstellungen. Sie werden anhand von Statistiken über die Lebenserwartung und der jeweils aktuellen Gesundheitsausgaben kalkuliert. Bislang führen Prämiensteigerungen aufgrund gestiegener Gesundheitsausgaben dazu, dass bei den Bestandskunden gleichzeitig auch die Alterungsrückstellungen aufgestockt werden müssen. Die Folge: Sie zahlen häufig einen höheren Beitrag als Neukunden, die im selben Alter und mit dem selben Gesundheitszustand neu dazukommen. Hier setzt der Schritt der HUK-Coburg an: Die erwarteten Steigerungen bei den Gesundheitskosten werden nun von vornherein auch bei den Alterungsrückstellungen einkalkuliert.

Die HUK-Coburg Krankenversicherung geht davon aus, dass die Neubemessung der Alterungsrückstellungen die Prämien im Schnitt nur um 0,5 Prozent im Neugeschäft verteuern wird. „Das wird uns preislich etwas belasten, aber das nehmen wir in Kauf“, sagte Weiler. Bestandskunden müssten nicht mehr zahlen. Auf eine Brancheninitiative will die HUK-Coburg nicht warten. „Wir werden das auch alleine machen, würden uns aber freuen, wenn sich andere Anbieter auch entschließen.“

Der Zeitpunkt für eine Anpassung der Kalkulation sei deshalb günstig, weil die PKV-Unternehmen wegen des Unisex-Urteils ihre Tarife ohnehin neu berechnen müssen, sagte Weiler. Nach der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs müssen Versicherer ihre Tarife ab Ende 2012 geschlechtsneutral kalkulieren.

Im Kerngeschäftsfeld Autoversicherung legt die HUK-Coburg weiter zu. „Wir haben in der Wechselsaison 2011/2012 netto rund 80 000 Fahrzeuge gewonnen“, sagte Weiler. Das ist eine Steigerung des bisherigen Bestands um etwa ein Prozent. Die HUK-Coburg hatte die Allianz schon 2010 als größten Autoversicherer nach Anzahl der Fahrzeuge abgelöst.

Die Konkurrenz bleibe heftig, sagte Weiler. „Aber marktweit waren es rund 20 Prozent weniger Autofahrer, die Ende 2011 wechselten als noch 2010.“ Bei der HUK-Coburg sank die Zahl um acht Prozent. Er glaubt, dass die Marktergebnisse für die Autoversicherung 2011 noch schlechter waren als 2010, als in der Branche 100 Euro Prämien 107 Euro Ausgaben für Schäden und Kosten gegenüberstanden. Das werde zu steigenden Preisen führen. Das 2011 von HUK-Coburg und Talanx sowie WGV übernommene Online-Vergleichsportal Aspect Online entwickle sich positiv und habe im Wechslergeschäft 2011/2012 die Zahl der Verträge mehr als verdoppelt. Genaue Zahlen wollte er nicht nennen.

 

Quelle: Financial Times Deutschland

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