AMB Generali baut schnell um

Bis zum Sommer will Mutterkonzern alle Aktien aufkaufen · Verlagerung von Betriebsteilen nach Köln

Der italienische Versicherungskonzern Generali drückt beim Umbau der deutschen Tochter AMB Generali aufs Tempo. Bis zum Sommer soll der Kauf der im Streubesitz befindlichen Aktien durch die Konzernmutter abgeschlossen sein, sagte AMB-Generali-Chef Walter Thießen. Der Konzern will in den kommenden drei Jahren die Kosten unter anderem durch Stellenabbau drastisch senken und Aufgaben der Töchter in übergreifenden Gesellschaften zusammenfassen.

Die AMB Generali ist nach der Allianz und der Ergo-Gruppe der drittgrößte deutsche Erstversicherer. Zu den Mitgliedern der Gruppe zählen unter anderem Aachen Münchener, Volksfürsorge, Cosmos Direkt, Central und Advocard. Die italienische Generali hält bereits 71 Prozent der im MDax gelisteten Aktien des Konzerns. Am Montag hatte das Triester Unternehmen die Übernahme der übrigen Aktien angekündigt. Das Vorhaben steht in einer Linie mit Zentralisierungsbestrebungen bei großen Konkurrenten wie Allianz oder Axa. Die Versicherer wollen durch Umstrukturierungen Kostensenkungen erreichen.

„Die Generali hat bislang nur ein informelles Angebot abgegeben“, sagte Thießen. Noch in diesem Monat solle ein formelles Angebot folgen. Dann habe die Finanzaufsicht BaFin zehn Tage Zeit für eine Zustimmung oder Ablehnung, wobei mit einer Zustimung zu rechnen sei. In den folgenden vier bis zehn Wochen werde der Aufkauf erfolgen. „Ehe der Sommer da ist, wird das Verfahren abgewickelt sein“, sagte er.

Im Zuge eines neuen Drei-Jahres-Plans will der Konzern die Kosten um 100 Mio. Euro senken. Von den 11 000 Arbeitsplätzen im Innendienst werden 1000 abgebaut, kündigte Thießen an. Einschließlich des Außendienstes beschäftigt der Konzern zur Zeit insgesamt 17 000 Mitarbeiter. Seit 2003 hat AMB Generali bereits 1750 Stellen abgebaut.

Die Gruppe will im Back-Office-Bereich die unternehmensübergreifende Konzentration vorantreiben. Eine Dienstleistungsgesellschaft soll Aufgaben für die einzelnen Töchter übernehmen. „Wir wollen im Kundenservice enger zusammenarbeiten“, sagte Thießen. AMB Generali erwägt die Einführung eines einheitlichen Schadenmanagements zur Kostensenkung, etwa bei der Zusammenarbeit mit Werkstätten. Zwei der vier Standorte des IT-Dienstleisters der Gruppe werden geschlossen.

Außerdem werden die Teile der Konzernzentrale von Aachen nach Köln verlagert, die mit strategischen Aufgaben befasst sind. „Für die interne Logistik werden wir den optimaleren Standort Köln nutzen“, sagte Thießen. Aachen sei schlecht erreichbar, begründete er den Schritt. Das operative Geschäft der Holding bleibt in Aachen. Im Vertrieb wolle AMB Generali eine „kontrollierte Offensive“ beginnen. „Eine weitere Stärkung des Vertriebs ist dringend erforderlich“, sagte er. Es gehe nicht darum, mehr Köpfe zu gewinnen, sondern einen qualifizierten Ausbau zu erreichen.

Für 2006 kündigte Thießen einen Gewinn von mindestens 340 Mio.Euro an. Künftig soll der Überschuss jährlich um zehn Prozent wachsen.

Im für die Assekuranz schwierigen vergangenen Jahr verzeichnete AMB Generali einen Gewinnanstieg von 211 Mio.Euro auf 314 Mio. Euro. Die Aktie reagierte jedoch kaum darauf und verlor gestern 0,2 Prozent.

Die Assekuranz musste 2005 unter anderem auf Grund des Wegfalls des Steuerprivilegs in der Kapitallebensversicherung eine Wachstumsdelle hinnehmen. Die Branche verbuchte bei den laufenden Beiträgen im Leben-Neugeschäft ein Minus von 49,7 Prozent, die Töchter der AMB Generali verzeichneten einen Rückgang von 30,1 Prozent auf 957 Mio. Euro. Im Vergleich zu 2003 stiegen die Neuzugänge um 7,7 Prozent, während sie branchenweit um 12,3 Prozent sanken. Bei den Riester-Renten ist AMB Generali mit insgesamt mehr als einer Million Verträgen und einem Marktanteil von 20 Prozent Marktführer.

In der Schaden- und Unfallversicherung sanken die Prämieneinnahmen entsprechend der Marktentwicklung um 0,5 Prozent. Das Ergebnis stieg von 108 Mio. Euro auf 267 Mio. Euro. Hier würden Maßnahmen zur Effizienzsteigerung der Gruppe greifen, sagte Thießen. Die Kosten für den Versicherungsbetrieb sanken um 1,1 Prozent auf 901 Mio. Euro. Auch die Abschluss- und Verwaltungskosten sanken.

Zitat:

„Wir wollenim Kundenservice enger zusammenarbeiten“ – AMB-Generali-Chef Walter Thießen –

Bild(er):

Hübsch, aber laut AMB-Generali-Chef Walter Thießen schlecht erreichbar: Der Versicherungsstandort Aachen, hier das Fabeltier Bahkauv, wird verkleinert – Bilderberg/Jörn Sackermann

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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