Dossier – KI in der Praxis

„Gekommen, um zu bleiben“

 Dossier – KI in der Praxis  Die künstliche Intelligenz (KI) ist gekommen, um zu bleiben – auch in der Versicherungswirtschaft. Jetzt geht es darum, den sinnvollen Einsatz der Technik zu organisieren. Im Online-Dossier „KI in der Praxis“ berichtet der Versicherungsmonitor über den Stand der KI-Nutzung bei deutschen Versicherern.

Herbert Fromme ist Herausgeber des Versicherungsmonitors

© Versicherungsmonitor

Seit mehr als 120 Jahren arbeiten Ärztinnen und Ärzte mit Röntgenbildern des Brustkorbs. Das Diagnoseinstrument ist extrem wichtig für die Erkennung von Erkrankungen von Lunge, Herz, Brustkorb und Gefäßen. Jetzt sorgt die künstliche Intelligenz (KI) für eine Revolution: Sie kann aus ganz normalen Röntgenbildern auch Diabetes diagnostizieren und Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkennen. Die Informationen sind für das menschliche Auge nicht erkennbar.

Dasselbe gilt für Krebs bei KI-gestützten Analysen von Pathologie-Präparaten. Die KI sieht viel mehr als die Onkologen. Über diese Fortschritte berichtet der Rückversicherer Munich Re in seinem jüngsten Life Science Report. Die Erkenntnisse ermöglichen mehr Prävention und eine frühzeitige Behandlung unerkannter Erkrankungen und Risiken.

KI kann das Geschäftsmodell der PKV verändern

Gleichzeitig erlaubt die Weiterentwicklung der Diagnostik durch die KI den privaten Krankenversicherern (PKV) eine viel differenziertere Zeichnungspolitik. Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen sind für einen großen Teil ihrer Leistungsausgaben verantwortlich. Mehr Prävention und Schadenverhütung einerseits, genaueres Underwriting andererseits: Die KI hat das Potenzial, das Geschäftsmodell PKV nachhaltig zu verändern.

In den kommenden Wochen werden wir in unserem Online-Dossier „KI in der Praxis“ eine Reihe von Artikeln über den Stand der KI-Nutzung in der deutschen Versicherungswirtschaft veröffentlichen.

Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe verblüffend effektiver praktischer Anwendungen. Aber wahr ist auch: Viele Gesellschaften warten ab oder testen seit Monaten mögliche Anwendungen, ohne den Sprung in die praktische Anwendung zu wagen.

Viele Vorstände fremdeln noch mit dem ganz konkreten Einsatz der neuen Technologie im Geschäftsalltag. Technische Anfangsschwierigkeiten treffen auf überhöhte Erwartungen, dazu kommen die Sorgen um den Datenschutz und die Einhaltung aufsichtsrechtlicher Vorgaben.

Darstellungen des menschlichen Gehirns in der Sonderausstellung „Das Gehirn in Wissenschaft und Kunst“ im Medizinhistorischen Museum der Berliner Charité. Künstliche Intelligenz kann Versicherer bei vielen Aufgaben unterstützen. Vorbild der KI ist das Gehirn – deshalb bebildern wir unser Online-Dossier mit Gehirnen

© picture alliance/dpa | Soeren Stache

Mancher mag auch glauben, dass es sich um einen vorübergehenden Hype handelt. Aber das ist ein Irrtum, der teuer werden kann. Versicherer mit KI-Nutzung können die Rivalen ohne oder mit schlechter KI-Nutzung leicht ausstechen: Sie können Risiken besser analysieren und bepreisen, erkennen bei der Schadenbearbeitung Betrug leichter und sind schneller.

Druck kommt zusätzlich aus einer ganz anderen Richtung. Auch die Kunden nutzen die KI, seien es Industrie-, Gewerbe- oder Privatkunden. Das Informationsungleichgewicht zwischen Versicherern und ihren Vertrieben einerseits und Kunden andererseits verschiebt sich zugunsten der Kunden. Außerdem entwickeln die Kunden andere Ansprüche an die Versicherer.

Die KI ist gekommen, um zu bleiben. Jetzt geht es darum, den sinnvollen Einsatz der Technik zu organisieren. Die Folgen sind noch unübersehbar und reichen von Fusionen, die durch den Mangel an Finanzmitteln für die nötigen Investitionen hervorgerufen werden, über den Arbeitsplatzabbau bis hin zu ganz neuen Annahme- und Leistungssystemen.

Der Versicherungsmonitor wird Sie auch weiterhin umfangreich über diese spannenden Entwicklungen und ihre Hintergründe unterrichten. Dabei interessiert uns Ihre Meinung sehr. Bitte schreiben Sie an unsere Chefredaktion, das sind patrick.hagen@versicherungsmonitor.de und friederike.krieger@versicherungsmonitor.de, oder an mich herbert.fromme@versicherungsmonitor.de.

Herbert Fromme

Herausgeber

 

Hier finden Sie die Texte aus dem Online-Dossier:

Ertrunken in Pilotprojekten

 Dossier – KI in der Praxis   Eine bessere Kundenkommunikation, eine schnellere Schadenbearbeitung, ein genaueres Underwriting oder ein intelligenterer Vertrieb. Versicherer setzen große Hoffnungen auf die künstliche Intelligenz. Es gibt viele Pilotprojekte, aber der Schritt in die Anwendung fällt vielen Gesellschaften schwer. Woran es hapert und wie die Versicherer die Startschwierigkeiten überwinden können.

 

Versicherer schauen bei KI genau hin

 Dossier – KI in der Praxis   Versicherer haben mit zwei verschiedenen Herausforderungen zu tun, wenn es um die Nutzung künstlicher Intelligenz (KI) geht: Sie müssen zum einen selbst einen Weg finden, um mithilfe der Technologie wettbewerbsfähig zu werden, zum anderen müssen sie sich mit den neuen Risiken beschäftigen, die mit der Verwendung von KI-Systemen einhergehen und neue Absicherungslösungen entwickeln. Derzeit schauen sich die Versicherer genau an, wie ihre Kunden ihre KI-Risiken managen.

 

KI im Vertrieb: Bedrohung oder Hilfe?

 Dossier – KI in der Praxis  Künstliche Intelligenz (KI) verändert den Versicherungsvertrieb grundlegend – doch nicht zulasten des Menschen. Im Gegenteil: Wer KI klug einsetzt, wird zum besseren Berater. Die Technologie wird den persönlichen Versicherungsvertrieb nicht abschaffen, sondern verändern, meinen Experten. Sie bringt mehr Transparenz und Effizienz, unterstützt den Vermittler, ersetzt ihn aber nicht.

 

Mit KI den Personalmangel ausgleichen?

 Dossier – KI in der Praxis  Schadenfälle in der Kfz-Versicherung können schnell kompliziert werden, wenn es sich nicht um Bagatellschäden wie Parkrempler handelt. Einige Versicherer sind bereits dabei, die Schadenregulierung durch künstliche Intelligenz (KI) zu unterstützen. Neben Sprachrobotern, die bei Kumulereignissen wie Hagel Schäden aufnehmen und weiterleiten, sind auch KI-Pricing-Tools im Rennen, die Schadenprognosen abgeben und Trends analysieren können. Bis die KI den heutigen und künftigen Personalmangel ausgleichen kann, ist es laut der Makler- und Beratungsgruppe WTW aber noch ein langer Weg.

 

KI-Verordnung der EU: Viel Arbeit und viel Unsicherheit

 Dossier – KI in der Praxis  Es ist selten, dass Versicherer sich über eine neue Regulierung freuen. Den EU-AI-Act aber begrüßen viele. Die Verordnung zwingt sie, sich einen Überblick über KI-Anwendungen im Unternehmen zu verschaffen. Sie müssen deren Risiko bewerten und eine Strategie zum Umgang mit ihnen entwickeln. Viele Fragen sind aber noch offen. So auch die, ob die Regulierung ein Wettbewerbsnachteil ist. Denn derzeit reglementiert kein anderer Wirtschaftsraum den Einsatz von KI so stark wie die Europäische Union.

 

Wenn die KI versagt

 Dossier – KI in der Praxis  Künstliche Intelligenz (KI) gilt als revolutionär. Die Technologie soll es Unternehmen wie Versicherern ermöglichen, effizienter, schneller und präziser zu arbeiten. In einigen Branchen wurde KI schon erfolgreich integriert, und auch Versicherer nutzen die Programme bereits in vielen Bereichen. Die Versicherer sind jedoch deutlich zurückhaltender als Unternehmen aus anderen Branchen. Das mag auch daran liegen, dass die Technologie noch nicht ausgereift ist und immer wieder Fehler passieren – von kleinen Pannen zu schwerwiegenden Problemen. Einige dieser Fälle stellen wir hier vor.