Trotz Rekordgewinnen baut Allianz-Chef Michael Diekmann die Töchter im Kernmarkt Deutschland radikal um – und muss um diese Reform kämpfen
Herbert Fromme Eigentlich könnte sich Michael Diekmann zurücklehnen. In drei Jahren hat er die Kapitalbasis der Allianz saniert, das Geschäft ausgebaut, den Gewinn fast verdoppelt. Der Aktienkurs stieg in seiner Amtszeit um 121 Prozent.
Aber seit etwa einem Jahr mutet Diekmann sich und dem Konzern einen unerhörten Häutungsprozess zu. Die deutschen Versicherungstöchter werden effektiv zu einem Unternehmen verschmolzen. Die Vertriebe, bisher gesteuert von den einzelnen Versicherern, wurden in einer separaten Firma zusammengelegt. Vom Kundendienst bis zur IT soll die Allianz hier zu Lande zentral und einheitlich auftreten. Die Kosten will Diekmann so um 600 Mio. Euro jährlich senken. Die Mitarbeiter machen sich Sorgen um den Arbeitsplatzabbau.
Hinter dem Umbauplan stecken Diekmanns Befürchtungen um die Zukunft der Allianz in Deutschland – und der Versuch, die Übernahme der Dresdner Bank für 24 Mrd. Euro vor fünf Jahren doch noch zu rechtfertigen.
Die Allianz ist von mehreren Seiten unter Druck. Auf dem Land, ihrer Hauptbasis, kann sie kaum noch wachsen. In den Städten fehlten ihr ausreichende Verkaufskanäle. Bank- und Internetvertrieb sollen das richten.
Probleme gibt es auch in wichtigen Geschäftsfeldern. Die Allianz Private Krankenversicherung hätte bei dem drohenden Wegfall der Vollversicherung kaum ihre 1000 Vertreter ernähren können. In der Autoversicherung sorgt die zunehmende Konkurrenz von Billiganbietern und Autoherstellern für reduzierte Margen. Deshalb, so Diekmanns Kalkül, müssen die Vertreter mehr Lebens- und Rentenversicherungen verkaufen.
Die neue Aufstellung verläuft außerdem parallel zur Reorganisation der Dresdner Bank. So will Diekmann die beiden Bereiche verzahnen und dem Allfinanzkonzept des Konzerns auch wirtschaftlich zum Erfolg verhelfen.
Kritiker in der Allianz argumentieren, dass die Versicherer gerade in ihrer alten dezentralen Aufstellung den Hauptteil zum Konzerngewinn beigetragen haben. Das müsse die neue, zentralistische Organisationsform erst noch leisten. Außerdem: Ausgerechnet Dresdner Bank und die Fondsgesellschaft Dit werden nicht in die neue Struktur eingebunden. Gibt es etwa doch Zweifel am Allfinanzmodell?
Zitat:
“ Auf dem Land, ihrer Hauptbasis, kann die Allianz kaum wachsen“
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Quelle: Financial Times Deutschland
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