Anbieter von Verträgen für die betriebliche Altersversorgung konzentrieren sich künftig auf eine Vertragsart
Künftig werden Versicherer in der betrieblichen Altersversorgung entweder auf die Pensionskasse oder die Direktversicherung setzen, nicht aber beides vorhalten. Davon gibt Michael Krüger sich überzeugt. Er ist Vertriebskoordinator beim Großmakler Aon Jauch & Hübener. Das Unternehmen ist mit 2000 Kunden in der betrieblichen Altersversorgung einer der führenden unabhängigen Vermittler.
„Wir erleben bei den Produktanbietern, dass sie sich auf einen Weg konzentrieren“, sagt Krüger. Direktversicherungen und Pensionskassen-Verträge seien in bezug auf die Produktgestaltung fast identisch, der Pensionsfonds spiele bei der Entgeltumwandlung praktisch keine Rolle. Verschiedene Verwaltungen für fast identische Produkte vorzuhalten, sei den Anbietern langfristig zu aufwändig, glaubt der Makler. „Man wird Bestände auslaufen lassen.“ Erste Anzeichen: Um sich auf dem Betriebsrenten-Markt gut aufzustellen, hätten Versicherer Kunden mit höheren Gewinnbeteiligungen in Pensionskassen gelockt, als sie bei Direktversicherungen gewährt werden. „Das wird jetzt zurückgefahren.“
Die rot-grüne Bundesregierung hat mit der Rentenreform von 2002 die Anreize für den Kauf einer Betriebsrente für Arbeitnehmer und für Unternehmen stark erhöht. Beschäftigte können von ihren Bruttoeinkünften Geld direkt in einen Altersvorsorgevertrag fließen lassen und müssen dafür keine Steuern zahlen. Dafür werden die Auszahlungen aus dem Vertrag besteuert. Außerdem sind für die Beiträge bis 2008 keine Sozialabgaben fällig, und zwar weder für Unternehmen noch für Arbeitnehmer. Beschäftigte haben einen Rechtsanspruch auf eine Betriebsrente, aber Unternehmen müssen den Aufbau nicht mitfinanzieren.
Steuer- und Sozialabgabenfreiheit gelten nur, wenn es sich bei dem Altersvorsorgevertrag um eine Direktversicherung, eine Pensionskasse oder einen Pensionsfonds handelt. Die Direktversicherung ist eine klassische Lebensversicherung, die der Arbeitgeber für den Beschäftigten abschließt. Die Pensionskasse ist eine rechtlich eigenständige Einrichtung. Vor der Rentenreform gab es in Deutschland etwa 250 Pensionskassen, die Unternehmen für die Altersversorgung der eigenen Belegschaft eingerichtet haben. Nach der Reform entstanden mehr als 20 überbetriebliche Pensionskassen, die sehr erfolgreich waren und sind.
Für die Direktversicherung gelten erst seit 2005 die gleichen Regelungen für die Steuer- und Sozialabgabenfreiheit wie für Pensionskasse und -fonds. Die Pensionsfonds wurden in Deutschland erst mit der Rentenreform eingeführt. Mit ihnen sollten Arbeitnehmer an den Erträgen der Kapitalmärkte beteiligt werden, denn sie dürfen weitaus mehr und flexibler in Aktien investieren als Pensionskassen und Lebensversicherer. Bislang führt dieser Weg der betrieblichen Altersversorgung aber ein Schattendasein.
Krüger geht davon aus, dass sich viele Anbieter für die Direktversicherung und nicht die Pensionskasse entscheiden werden. Anders als die überbetriebliche Pensionskasse ist die Direktversicherung seit mehr als 30 Jahren in Deutschland etabliert. „Die Versicherer kennen die Prozesse“, sagt er. Nach der Rentenreform 2002 konnten Pensionskassen schnell aus dem Stand Millionen von Verträgen absetzen. 2001 dagegen sank die Zahl der Direktversicherungen zunächst von 5,90 Millionen auf 5,83 Millionen und in den Jahren 2002 und 2003 auf 5,82 Millionen. 2004 stiegen die Vertragszahlen wieder auf 5,94 Millionen, für 2005 liegen noch keine Angaben vor.
„Wir beobachten einen Trend zur Direktversicherung“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Aachener Münchener Lebensversicherungen, Michael Westkamp. Das Unternehmen gehört zur AMB Generali und ist der zweitgrößte deutsche Lebensversicherer. Beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft ist dieser Trend noch nicht angekommen. „Wir können das nicht bestätigen“, sagt Sprecher Stephan Gelhausen. Zahlen zu Neuabschlüssen in der betrieblichen Altersversorgung wird der Verband in Kürze vorlegen.
Zitat:
“ „Man wird Bestände auslaufen lassen““ – Michael Krüger, Aon Jauch & Hübener –
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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