Staatlich geförderte Vorsorge macht 23 Prozent des Neugeschäfts aus
Die deutschen Lebensversicherer haben in den ersten sechs Monaten 2006 mehr Riester-Renten verkauft als in den Jahren 2003 und 2004 zusammen. Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) stieg der Absatz der Verträge für die staatlich geförderte private Altersvorsorge gegenüber dem Vergleichzeitraum des Vorjahres um 256 Prozent auf 882 000.
Der Staat fördert die private Altersvorsorge seit 2002 mit stufenweise wachsenden Zulagen und steuerlichen Anreizen, um Kürzungen bei der gesetzlichen Rente auszugleichen. Politik und Assekuranz hatten hohe Erwartungen an die neuen Verträge. Doch der erhoffte Boom blieb zunächst aus, auch weil die Versicherer selbst die Policen schlecht redeten. Vor allem wollten die Vertriebe wegen der vergleichsweise geringen Provisionen und des hohen Beratungsaufwands anfangs keine Riester-Renten verkaufen. Später setzten die Versicherer durch, dass die Provisionen für die Vertreter auf fünf statt auf zehn Jahre verteilt werden. Außerdem wurde das Verfahren zur Beantragung der Zulagen entbürokratisiert.
Die Versicherer haben jetzt 5,3 Millionen Riester-Verträge im Bestand. Der GDV führt das starke Wachstum im Neugeschäft vor allem auf die mittlerweile hohe staatliche Förderung und die Vereinfachung des Verfahrens zurück.
Aber ein anderer Faktor dürfte für den verspäteten Erfolg der Riester-Rente entscheidender sein: Mit dem Wegfall des Steuerprivilegs in der klassischen Kapitallebensversicherungen für ab 2005 geschlossenen Verträge ist den Vertrieben der Assekuranz das über Jahrzehnte wichtigste Produkt abhanden gekommen. Für viele Vertreter waren die großen Provisionen für Kapitallebensversicherungen die Haupteinnahmequelle. Die Vertreter versuchen, mit Riester-Policen diese Lücke zu füllen. Denn der Absatz der Kapitallebensversicherung bricht offenbar weiter ein.
„Die Anzahl der verkauften Riester-Verträge entspricht 23 Prozent des Neugeschäfts“, sagte ein Sprecher des GDV. Angaben über verkaufte Kapitallebensversicherungen wollte er nicht machen. Erst im September will der GDV Einzelheiten zum ersten Halbjahr 2006 bekannt geben. Im ersten Quartal stagnierte der Absatz der klassischen Kapitallebensversicherungen mit rund 237 000 verkauften Verträgen auf dem schwachen Niveau von 2005. Der Wegfall des Steuerprivilegs hatte in der zweiten Jahreshälfte 2004 zu einem Boom geführt, der bis ins erste Quartal 2005 ausstrahlte. Im ersten Quartal 2004 hatte die Assekuranz noch 360 000 Verträge verkauft.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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