Talanx-Sachversicherer verliert Einnahmen · Neues Unternehmen sieht Trendwende erst 2009
Hannover Die HDI Versicherungen und die Gerling-Konzern Allgemeine (GKA) werden im Jahr ihres Zusammenschlusses einen Prämienrückgang von voraussichtlich 7,3 Prozent verzeichnen und noch bis 2009 sinkende Einnahmen hinnehmen müssen. „Ende 2009 werden wir voraussichtlich über dem Niveau von 2006 liegen“, sagte Christian Hinsch, Chef der HDI Industrie Versicherungen und der GKA, gestern auf der Bilanzpressekonferenz. Die Sachversicherer von HDI und Gerling werden wahrscheinlich im August oder September rückwirkend zum 1. Januar 2007 verschmelzen. 2006 hatten HDI Versicherungen und GKA zusammen Prämieneinnahmen von 6,7 Mrd. Euro erzielt, ein Zuwachs von 6,6 Prozent. Die GKA allein wuchs dagegen nur um 1,6 Prozent.
Der Hannoveraner Versicherungskonzern Talanx arbeitet noch an der Übernahme des Kölner Versicherers Gerling. Das Lebensgeschäft konzentriert er künftig in Köln, das Sachgeschäft in Hannover. Die Integration der GKA verlaufe nach Plan, sagte Hinsch. In diesen Tagen erhalten alle Mitarbeiter der GKA in Köln ein Arbeitsplatzangebot. Aus den übrigen Niederlassungen werden nicht alle Mitarbeiter übernommen. HDI Gerling Sach wird 1050 von insgesamt 6500 Stellen abbauen.
„650 Mitarbeiter haben den Konzern schon verlassen, befristete Verträge oder gehen in Altersteilzeit“, sagte Hinsch. Mit ehemaligen GKA-Aktionären, die gegen die Übernahme geklagt haben, hat sich Talanx inzwischen geeinigt. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan stünden kurz vor dem Abschluss, sagte Hinsch.
Der für 2007 erwartete Prämienrückgang der HDI Gerling Sach sei unter anderem auf Sonderfaktoren zurückzuführen, sagte er. Das Unternehmen habe in London das Geschäft mit lokalen US-Haftpflichtrisiken aufgegeben. Außerdem musste sich HDI auf Verlangen der EU wegen der Gerling-Übernahme für ein Jahr von seinen Pharma-Haftpflichtrisiken trennen.
Zu schaffen machen dem Versicherer harte Preiskämpfe in für ihn wichtigen Sparten. HDI gehört mit 1,65 Millionen Verträgen zu den größten deutschen Autoversicherern und leidet unter dem Preisverfall von Kfz-Policen. Bereits 2006 verzeichnete die HDI Privat Versicherung Prämienverluste von 5,5 Prozent auf 640,5 Mio. Euro.
Mit der HDI Gerling Sach entsteht Deutschlands größter Industrieversicherer. Auch in dieser Sparte stehen die Preise stark unter Druck. „Wir rechnen für die Erneuerungsrunde zum 1. Januar 2008 mit sehr intensivem Wettbewerb“, sagte Hinsch. HDI Gerling erwartet in diesem Segment Prämienverluste von ein bis zwei Prozent, sagte Vorstand Gerhard Heidbrink.
„Unser Ziel ist, unseren Marktanteil zu halten.“ GKA und HDI waren 2005 in der industriellen Industrie-Sachversicherung zusammen auf einen Marktanteil von 21,8 Prozent gekommen, der bisherige Marktführer Allianz auf 14,7 Prozent. Im vergangenen Jahr lagen die Prämieneinnahmen branchenweit bei 4,1 Mrd. Euro, ein Minus von 0,7 Prozent gegenüber 2005.
Für die zweite große Sparte in diesem Segment, die industrielle Haftpflichtversicherung, fehlen Daten zu Prämien und Marktanteilen. Auch wenn die Beitragseinnahmen niedrig erscheinen, hat die Industrieversicherung große Bedeutung. Käufer und Verkäufer bewegen mit einzelnen Verträgen riesige Summen, und der Markt setzt Zeichen für die gesamte Branche.
Industriekunden schätzten Gerling wegen des guten Service. Viele fürchten nach der Übernahme durch Talanx, schlechter betreut zu werden. Außerdem sind manche skeptisch, weil sie große Risiken lieber bei mehreren Versicherern unterbringen wollen.
Es sei verständlich, dass Kunden mit hohen Deckungssummen nach Alternativen suchten, sagte Hinsch. „Dass sie ihre Risiken breiter streuen wollen, ist absolut nachvollziehbar“, sagte er. Die Kunden würden aber keineswegs in großem Umfang zur Konkurrenz abwandern. „Nach anfänglich kritischen Stimmen in der Kundschaft spüren wir, dass sie uns die Stange halten“, sagte er. Viele Kunden hätten selbst die Integration anderer Unternehmen bewältigt und deshalb Verständnis.
HDI Gerling Sach kämpft mit Kundenbindungsprogrammen um seinen Marktanteil. So haben die Mitarbeiter die Zahl der Kundenbesuche intensiviert. Dazu gehören offenbar auch Preissenkungen. „Wir prüfen jeden Einzelfall“, sagte Vorstand Heidbrink.
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Gut drauf: Christian Hinsch (l.), Chef der HDI Versicherungs AG, und Wolfgang Breuer, Chef der HDI Privat Versicherungs AG – dpa/Jochen Lübke
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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