Deutsche Werften trotzen der Konkurrenz aus Asien
Von Patrick Hagen
und Katrin Berkenkopf
Die Insolvenz der traditionsreichen Emdener Cassens-Werft sorgte Ende Juni für Aufregung. Der Schiffbauer machte einen Auftraggeber dafür verantwortlich, der ein bestelltes Containerschiff nicht bezahlen könne. Allerdings haben die meisten Werften in ihrer Geschichte schon mehrere Insolvenzen überlebt. Werner Lundt, der Geschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik, rechnet nicht damit, dass Cassens dichtmachen muss. „Ich bin da sehr optimistisch.“ Weitere Pleiten fürchtet Lundt nicht.
Die Zeiten, in denen mit jeder Werftinsolvenz um die Zukunft des gesamten deutschen Schiffbaus gezittert wurde, sind vorbei. Die Auftragsbücher der deutschen Werften sind voll. Selbst bei Standardcontainerschiffen können sie trotz scharfer Konkurrenz aus Südkorea und China mithalten – 54 der 74 Handelsschiffe, die deutsche Werften 2007 lieferten, waren Containerfrachter.
Ebenfalls erfolgreich sind sie in lukrativen Nischen. Gigantische Kreuzfahrtschiffe und andere Passagierschiffe einschließlich Yachten machen schon 20 Prozent des Umsatzes aus. Auch im Marineschiffbau sind deutsche Werften gefragt.
Die jüngsten Veränderungen im Kreis der Besitzer deutscher Werften sprechen nicht gegen ihren wirtschaftlichen Erfolg, sondern beruhen auf Änderungen in der Strategie der Alteigner. Der norwegische Aker-Konzern, der selbst gerade von der koreanischen STX-Gruppe geschluckt wird, hat seine beiden deutschen Werften in Rostock und Wismar an einen russischen Staatsfonds verkauft. Der dänische Konzern A.P. Möller gab die Volkswerft in Stralsund an die deutsche Schiffbaugruppe Hegemann ab. Marktführer ist ThyssenKrupp mit Werften in Kiel, Hamburg und Emden.
Schwierige Auftraggeber Mehr und mehr Werften entdecken den Bau von Megayachten für sich. Lundt warnt vor Euphorie. „Die Zahl der potenziellen Auftraggeber wächst deutlich. Man kann aber nicht davon ausgehen, dass sich so ein Markt plötzlich verdoppelt.“ Anfänger könnten in diesem Segment zudem vieles falsch machen.
Kompliziert ist die Lage im Marineschiffbau. Um die wenigen, aber großen Aufträge konkurrieren die privaten deutschen Werften mit staatlichen Schiffbauern. „Im direkten Wettbewerb mit staatlichen Marinewerften im Ausland brauchen sie mehr politische Unterstützung“, fordert Lundt.
Die Verlagerung großer Teile des Schiffbaus nach Asien hat auch die Welt der Zulieferer verändert. Sie erzielten im vergangenen Jahr 65 Prozent ihres Umsatzes im Ausland, zum größten Teil in China.
Die Nische, in der sie zusätzliches Wachstum suchen: Umweltfreundliche und treibstoffsparende Technologien, mit denen Reeder die strengeren Umweltrichtlinien einhalten. „Die Gesetzgebung hilft uns an diesem Punkt“, sagt Lüder Hogrefe von der Arbeitsgemeinschaft Schiffbau- und Offshore-Zuliefererindustrie im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau.
Quelle: Financial Times Deutschland
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